Von Tran bis Zement – lebendige Alsen-Geschichte

(26. Juni 2007)
In der „Geschichts-werkstatt“ arbeitet Bernd Labusch die Historie des Alsen-Geländes auf.Itzehoe– Das Alsen-Gelände – vielen Itzehoer fallen dazu vor allem das frühere Zementwerk und die jetzigen Ruinen ein.

Dass tatsächlich viele weitere Aspekte mit dem Areal verknüpft sind, weiß Bernd Labusch. Der 36-Jährige arbeitet in der „Geschichtswerkstatt“ die Historie des Alsen-Geländes auf – und ist dabei bereits auf einige Überraschungen gestoßen.„Wo jetzt Media Markt steht, stand früher die Feldmannsche Maschinenweberei“, erzählt er.

„Direkt am Delftor war mal eine Ölmühle. Und der Graue Esel wurde auf dem Fundament der ehemaligen Tran-Fabrik errichtet.“ Denn lange bevor das Gebiet untrennbar mit dem Namen Alsen verbunden war, waren dort Walfänger, die „Grönlandfahrer“, angesiedelt.

Auch der Bahnhof habe bereits vor Alsen bestanden, hat Bernd Labusch herausgefunden. „Davon hat vor allem die Weberei profitiert. Vielleicht war er sogar der Grund für die Ansiedlung.“

Geschichtswerkstatt
Pool an Erinnerungen: Elsbe Junge ist Setus Studt und Bernd Labusch (von links) eine große Hilfe. Foto: Götz

Um all das herauszufinden, liest Bernd Labusch viel in alten Büchern und Zeitdokumenten, sichtet Fotos und befragt Zeitzeugen. Alles, was auch nur im entferntesten mit Alsen zu tun haben könnte, wird durchforstet.

Doch mindestens genauso wertvoll ist für ihn eine weitere Quelle: Elsbe Junge, die mit der Familie Alsen verwandt ist. Die Itzehoerin habe einen „ganz großen Pool an Erinnerungen“, weiß Setus Studt vom Förderverein „Planet Alsen“. Und was sie selbst nicht mehr weiß, hat sie aus der Biografie „gefischt“, die ihr Neffe geschrieben hat. Ob Lucian Alsen, Mitinhaber Heinrich Wessel oder die Alsen’schen Frauen, ihre Macken, ihr soziales Engagement, ihre Kunstförderung – Elsbe Junge weiß über jeden eine Anekdote zu berichten. Und genau die sind es, auf die es Bernd Labusch abgesehen hat. „Mir geht es nicht nur um die reinen Zahlen und Fakten. Ich will wissen, was dahinter steckt. Ich interessiere mich auch für den menschlichen Aspekt“, sagt der 36-Jährige. „Die Daten alleine leben nicht, die haben kein Fleisch.“ Und auch wenn längst nicht alles für die Öffentlichkeit bestimmt ist – es gehe darum, erst einmal alles zu sammeln.

Die „Gesamtheit der Geschicht des Gebiets“ will Labusch aufarbeiten. „Alsen hat die Geschichte der Stadt massiv geprägt. Vieles würde ohne Alsen gar nicht existieren, zum Beispiel der Stadtteil Wellenkamp“, sagt der 36-Jährige. Er interessiere sich allgemein für Geschichte, besonders aber für Alsen, in dessen Nähe er wohnt, begründet Labusch sein Engagement.
Was genau mit den Ergebnissen passiert, steht noch nicht fest. Eine Dokumentation, die Veröffentlichung ausgewählter Ergebnisse auf der Homepage des Vereins, eine wissenschaftliche Chronik oder gar ein Museum – Setus Studt kann sich vieles vorstellen. Es gehe zunächst darum, alles zu finden und vor dem Verloren gehen zu retten „Vieles ist bekannt, aber vieles steckt auch hinter Mauern.“

Elsbe Junge hilft gerne dabei, es hervorzuholen. „Bernd Labusch macht eine tolle Arbeit“, sagt sie. „Es ist zum Wohle der Stadt.“ Wenn sich niemand die Mühe mache, die Geschichte aufzurollen, seien die Informationen „irgendwann futsch“. Und das wäre auch ein Verlust für alle kommenden Generationen, meint Junge: „Ein Mensch, der keine Tradition hat, ist ein Mensch ohne Seele.“
KATRIN GÖTZ