Uni-Standort in Ruinen ?

Architektursommer auf Alsen findet nach Irritationen wohl nicht mehr in der bisherigen Form statt
shz 02.03.2010

Kreativ zwischen Ruinen – fünf Jahre lang kamen Studenten aus norddeutschen Hochschulen auf das AlsenGelände. Der Architektursommer schien eine feste Einrichtung zu sein. Doch einige Irritationen sorgen dafür, dass er nun in Gefahr ist.

Kritzmann Hafencity Universität 2008

Kritische Blicke:Professor Dr. Bernd Kritzmann begutachtet beim Architektursommer im Jahr 2008 die Ideen von Maren Schmidt, Paula Lammel und Annegret Repp (v. l.).
Foto: Ehrich

Professor Dr. Bernd Kritzmann, die treibende Kraft von der HafenCityUniversität Hamburg, will sich dazu in Wahlkampfzeiten nicht äußern. Dafür schildert Berndt Doege, Baubeauftragter im Verein „planetalsen“, die Hintergründe: Danach hat Kritzmann im vergangenen Jahr den Kontakt zu einem Architektenbüro hergestellt, das das Gestaltungs- und Nutzungskonzept für Alsen entwickeln sollte. Doch Bauamtsleiterin Bettina Bühse habe nach Amtsantritt ein anderes Büro geholt. Kritzmann habe schon deutlich vor Weihnachten Bürgermeister Rüdiger Blaschke um eine Erklärung gebeten – ohne Reaktion.

Das Verfahren bei der ersten Auftragsvergabe sei „formal problematisch gelaufen“, sagt Blaschke. Im zweiten habe sich das günstigste Bieterkonsortium durchgesetzt. Kritzmanns Anfrage habe er an seine Bauamtsleiterin weitergeleitet und ihr frei gestellt, sich dazu zu äußern. Das sei offenbar ausgeblieben.

„So lassen die nicht mit sich umgehen“, ärgert sich Doege. Jahre lang habe der Architektursommer Konzepte geliefert, für Alsen, aber auch für den Bereich um das Theater oder die Breite Straße. Daran hätten die Hochschulen jetzt kein Interesse mehr, „für die Stadt ist das ein herber Rückschlag“.

Ganz so endgültig sieht es Kritzmann nicht: „Ich werde Itzehoe und Alsen nicht aus dem Blick verlieren.“ Er werde im Mai mit Studenten kommen, so wie vielleicht auch Kollegen von ihm. Der Architektursommer in der bisherigen Form sei aber sehr fraglich, Itzehoer Themen werde man sich eher nicht widmen. Blaschke will das Gespräch mit dem jetzt urlaubenden Professor suchen, der plant dasselbe: „Ich werde mich nach den Wahlen mit dem entsprechenden Bürgermeister in Verbindung setzen.“

Der aktuelle Bürgermeister hat noch ein anderes Problem zu lösen: Bisher hat der Verein „planetalsen“ den Zuschuss in Höhe von 5000 Euro für den Architektursommer 2009 nicht erhalten. „Ein Verwaltungsversehen“, sagt Blaschke. Der konkrete Antrag des Vereins sei nicht gekommen, die Planungsabteilung habe das Thema aus den Augen verloren. Dennoch, Ausschüsse behandelten den Zuschuss, er landete im Nachtragsetat. Das aber, so Blaschke, sei übersehen worden, so dass der Verein eine Ablehnung bekam, als er abrechnen wollte. Doch das Geld sei ja nicht weg, sondern in der Rücklage gelandet. Über den Haushalt 2010 soll es nun bereit gestellt werden. Doege ist trotzdem genervt, zumal der Verein weiter darauf warte, dass auf dem Gelände etwas passiere. „Eine verbesserte Situation durch den Abriss kann ich nicht feststellen.“Lars Peter Ehrich