Spurensuche auf dem Alsen-Gelände

Für ein Fachhochschul-Projekt haben drei Studentinnen Geschichte und Konflikte um die ehemalige Zementfabrik multimedial aufgearbeitet

Auf historische Spurensuche sind drei Studentinnen gegangen – mit beeindruckenden Ergebnissen: Jennifer Koslowski (28) aus Kiel, Laura Nowak (22) aus Bremen und Daniela Suhr (22) aus Flintbek fanden einige zeitgeschichtliche Schätze auf dem Gelände der ehemaligen Zementfabrik Alsen in Itzehoe.

Schränke, in denen noch Helme liegen, als wenn die Arbeiter gerade nach Hause gegangen wären. Alte Fahrräder, die noch dort stehen, wo sie bei Betriebsende abgestellt wurden. Und ein komplettes Büro, das noch so erhalten ist wie es 1983 war, als auf Alsen die Fabrik geschlossen wurde.

„Multimedia Production“ studieren die drei jungen Frauen an der Fachhochschule Kiel. Für eine Prüfungsleistung sollten sie ein Multimedia-Feature zum Thema „Alternative Lebensentwürfe“ produzieren. Sie entschieden sich, die Geschichte und die Konflikte um das Alsen-Gelände und den dort aktiven Kulturverein Planet Alsen aufzubereiten. Sie recherchierten zunächst in Texten, produzierten dann Videos, Fotos und Audiobeiträge. Ein ganzes Semester haben die Studentinnen an ihrem Projekt gearbeitet. So haben sie nach dem Museumsprinzip den Ort multimedial wieder so hergestellt, wie er war, als die Angestellten ihn gerade verlassen hatten, und sie haben viele der vorgefundenen Sachen katalogisiert.
Aus ihrem Material haben sie vier Kapitel geschrieben zu den Themen „Geschichte“, „Konflikt“, „Projekt“ und „Zukunft“. Aber sie wollten nicht nur eine Aufzählung von Fakten, sondern das Thema an Personen festmachen, die Atmosphäre in Bildern und Videos einfangen. Deshalb haben sie mit einigen Beteiligten wie beispielsweise mit Berndt Doege, ehemaliger Vorsitzender des städtischen Bauausschusses, und Manfred Oetting, einem Betriebspsychologen, gesprochen. Sie haben Interviews mit dem Künstler und Vorsitzenden des Vereins, Setus Studt, geführt und mit dem Filmemacher Peter Hertling gesprochen, der das Filmfestival auf Alsen in den vergangenen Jahren moderiert hat. Bürgermeister Andreas Koeppen lehnte eine Interview ab. Er wolle neutral bleiben, hieß es zur Begründung.

Das Ergebnis der Arbeit kann sich sehen lassen. „Wir haben drei Foto-Bildstrecken erstellt von den Graffiti, von den Räumen und von den Kunstwerken von Setus Studt“, schildert Daniela Suhr. Die Bildstrecken umfassen jeweils zehn Fotos und werden mit Texten, Videos und Audiobeiträgen ergänzt und erläutert. Im Internet ist das Feature unter www.die11.de zu sehen.

Darüber hinaus haben die Studentinnen ein 20-minütiges Radio-Feature erstellt, das allerdings nicht veröffentlicht wurde. „Wenn es Interessenten geben sollte, kann es noch laufen“, sagt Daniela Suhr. Dafür haben sie im Gewerbegebiet auf dem ehemaligen Alsen-Gebiet Leute befragt. „Es war sehr interessant, wie sie reagierten. Es gab viele Befürworter, die Industrie-Ruine zu erhalten, aber auch negative Stimmen“, schildert Laura Nowak.
Setus Studt, der das Projekt von Anfang an begleitete, ist vom Ergebnis begeistert. „Es beschreibt total gut, was auf Alsen läuft. Es ist toll, nun eine übersichtliche Zusammenfassung zu haben, die Industriegeschichte, Kunstwerk und Freiraum vereint.“ Der Lohn der Mühen: Die Arbeit wurde von der Fachhochschule mit der Note 1,0 bewertet.

Ludger Hinz