Sozialausschuss auf Alsen: Modellprojekt auf Alsen

Die Stadt soll weiter Träger für Ein-Euro- Jobs sein. Dafür sprach sich der Sozialausschuss auf Alsen aus.
Itzehoe (9. März 2007)
– „Zurück in den 1.Arbeitsmarkt“ – dieses Modellprojekt läuft seit September auf dem Alsen-Gelände. Bis zu zwölf Ein-Euro-Kräfte arbeiten dort für den Verein „planet-alsen“, zugeteilt von der Stadt mit Billigung des Leistungszentrums. Im Sozialausschuss wurde eine sehr positive Bilanz gezogen.


Sie räumen auf, richten Räume her, archivieren, ergründen die Alsen-Historie, bereiten Veranstaltungen ebenso vor wie Führungen für Schulen. „Wir sind im Prinzip immer im Aufbau“, sagte Setus Studt von „planet-alsen“. Genug zu tun also für die Ein-Euro-Jobber.
Das finden diese gut: „Ich habe durch diese Geschichte das Gefühl, dass ich kein Sozialschmarotzer bin“, sagte Jens Hahn. Er habe mehr Selbstwertgefühl, die Gruppe funktioniere „fantastisch“.
„Am Anfang gab es fast nur Konflikte. Das hat sich erheblich geändert“, so Psychologe Dr.Manfred Oetting, der seit September ehrenamtlich 18 Workshops veranstaltete. Sei es die Disziplin oder der Umgang miteinander, die Teilnehmer hätten nun viel mehr soziale Kompetenz. „Die eigene Qualität verbessern“, dieses Ziel ist ihnen wichtig. Allerdings: Es landete klar hinter dem Wunsch, „planet-alsen“ zu helfen.
Es gehe darum, die Menschen nicht nur aufzubewahren, sondern sie in den ersten Arbeitsmarkt zu kriegen, bekräftigte Studt. Das gelinge: Ein Teilnehmer mache sich selbstständig, zwei kämen in eine Entgeltlösung und heraus aus „Hartz IV“. „Diese kleinen Schritte muss man gehen“, so Sozialamtsleiter Hans Joachim Kruse.
So viel Positives, da standen die Bündnisgrünen auf verlorenem Posten. Sie sind grundsätzlich dagegen, dass die Stadt Ein-Euro-Jobber beschäftigt, und berufen sich auf einen Bericht des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (wir berichteten). Frank Schuchard und Bernd Prang wehrten sich dagegen, dass über eine Fortsetzung entschieden wird, bevor die angekündigte Grundsatzdiskussion im April-Hauptausschuss stattfindet.
Vergebens – es gab Gegenwind von allen Seiten. Ein Argument: Der Hauptausschuss sei nicht zuständig. Aber auch mit Bezug auf das Alsen-Projekt: „Hier wird etwas gemacht, was auf die Defizite antwortet, die der Forschungsbericht aufzeigt“, so Bürgermeister Rüdiger Blaschke. „Auch andere Vereine können auf uns zukommen“ – allerdings, ergänzte Kruse, unter der Prämisse, dass die Jobs gemeinnützig und zusätzlich seien. Und: Wenn die Stadt Träger sei, könne sie selbst gestalten, die Teilnehmer würden besser betreut als vom Leistungszentrum, hieß es. Kämen sie nicht zur Stadt, landeten sie nur bei anderen Trägern – das Grundproblem bleibe, so Kruse.
Es gelte die Maxime „Fördern und Fordern“, sagte Marlies Witteck-Sachs (IBF). „Das wird hier in exzellenter Weise vorgeführt.“ Auf Vorschlag von Joachim Scheidler (SPD) sollen die Workshops auf alle Billigjobber der Stadt ausgedehnt werden – wenn denn Geld dafür da ist. lars peter ehrich