Stadtentwicklung oder ein Verein wie jeder andere (14. August 2007)
– die Ansichten über „planet-alsen“.
Itzehoe
– Was wird aus dem Westteil von Alsen? Die Frage ist offen. Was wird aus der dortigen Kulturmeile an der Bahn? Das ist nicht zuletzt ein finanzielles Problem. Fördermittel von der Stadt wären dem Verein „planet-alsen“ natürlich willkommen. Doch die Vorsitzenden der Ratsfraktionen zeigen sich eher zurückhaltend.
„Der Verein wird genau so behandelt wie alle anderen Vereine auch“, betont Ralph Busch (CDU). Die Stadt sei nicht in der Situation, Geld hinterher zu tragen, zudem habe „planet-alsen“ schon mehr bekommen als andere – Busch nennt 9000 Euro für eine Dokumentation über den Architektursommer, verweist aber auch auf den Einsatz von Ein-Euro-Kräften. Ebenso Peter Dawiec (Bündnis 90/Grüne): Es müsse Verteilungsgerechtigkeit geben. Vom „Gleichbehandlungsgebot“ spricht, verbunden mit viel Lob für das Engagement auf Alsen, IBF-Fraktionschef Hans-Joachim Gründel.
Vor dem Gelände, das Kulturmeile werden soll: Setus Studt (l.) und Dr. Manfred Oetting.
Foto: Ehrich
Hagen Rettke (SPD) sieht es etwas anders: Die Arbeit des Kulturvereins zeige, wie viel mit der Entwicklung Alsens zusammenhänge. Eine Förderung mit städtischen Mitteln könne er sich vorstellen. Aber er ergänzt mit Blick auf die ungewisse Zukunft des Westteils: „So lange man nicht weiß, wohin insgesamt die Reise geht, wird man sich auch hier natürlich zurückhalten und vorsichtig sein.“
Eindeutig ist schon jetzt die Position von Manfred Jauß (Unabhängige): Eine Unterstützung für „planet-alsen“ sei notwendig. Es sei ein „Paradebeispiel ehrenamtlichen Engagements“ an einer Stelle, wo die Politik nichts bewege – und kein Selbstdarstellungsforum, wie es in Teilen der CDU gesehen werde.
Das ist Wasser auf die Mühlen von Setus Studt. Die Arbeit im Kulturverein sei inzwischen in Module mit speziellen Zuständigkeiten eingeteilt, ob Betreuung von Schulen, Qualifizierung, Sprayer-Kultur oder Geschichtswerkstatt. „Das ist hier kein Selbstdarstellungsverein, sondern eher ein Darstellungsverein für das Potenzial.“ Die Außenwirkung werde ständig größer, mittlerweile gebe es täglich Führungen.
Man müsse sortieren, welcher Verein einen gesellschaftlichen Beitrag bringe und wo es um das Hobby als Selbstzweck gehe, meint Studt. „planet-alsen“ wolle im Kleinen zeigen, wie eine Kulturmeile aussehen könne und einen Beitrag zur Stadtentwicklung leisten. Weil man wisse, dass kein Geld da sei, laufe das über die Hochschulen. Deshalb sieht seine Rechnung zu den 9000 Euro, die der Verein für die Dokumentation bekam, anders aus: „Wenn ein Entwicklungsbüro diese Arbeit geleistet hätte, stecken mindestens 200 000 Euro dahinter.“ Studt findet es „unerträglich, dass eine so einmalige Leistung in der Versenkung verschwindet“.
Der Verein verdiene keinen Sonderstatus – aber er sei ein besonderer Fall, weil er den Gedanken der Landesgartenschau fortsetze. Aus einem Etatposten dafür kamen die 9000 Euro – bedauerlich sei es, so Studt, dass weitere 21 000 Euro in den Etat zurückflossen.
Falsch verstanden sieht er auch den Einsatz der Ein-Euro-Kräfte. Beim Projekt „Zurück in den ersten Arbeitsmarkt“ gehe es um Qualifikation, nicht um Beschäftigung zu Gunsten des Vereins. Dieser sei Dienstleister, stelle Räume, Materialien und die Versicherung. Ziele seien Persönlichkeitsentwicklung und Selbstwertgefühl bei den Teilnehmern, so der Betriebspsychologe Dr. Manfred Oetting, der die Betreuung ehrenamtlich übernimmt. „Sie zu vermitteln ist nicht unsere Aufgabe“, ergänzt Studt. „Wir schaffen die Voraussetzungen.“
Positiv stimmt ihn die zunehmende Kooperation mit dem Verein „Wir für Itzehoe“ – Stichwort Veranstaltungsfläche – und das „ausgezeichnete Verhältnis zu den Investoren“. Von der Stadt erwartet er momentan wenig: „Ich hoffe darauf, dass das Potenzial erkannt wird. Das ist der Schlüssel. Jede Stadt, die Geschichte hat, ist besucht.“
lars peter ehrich