Müllberge und Vandalismus auf Alsen

Zerstörungswut und Abfallberge auf der „Kulturmeile“ – der Verein „planetalsen“ hofft auf schnelles Handeln der Stadt.

Itzehoe

– Alte Blumentöpfe, ausgetretene Schuhe, leere Fleischverpackungen, blaue und schwarze Müllsäcke, dazwischen zwei Radkappen – das Bild neben dem „Jesushaus“ auf Alsen ist nicht gerade appetitlich. Doch es ist nur einer von mehreren Müllbergen, die sich auf dem Gelände der geplanten „Kulturmeile“ finden. „Wir haben ein ständiges Müllproblem“, klagt Setus Studt vom Verein „planetalsen“. Nach dem Wochenende sei es besonder schlimm – dann zieht sich zusätzlich zu den illegalen Müllhalden noch eine Spur von FastFoodVerpackungen über das Gelände.

Muellberge auf Alsen
Müllberg vor dem „Jesushaus“: Immer wieder wird das Gelände als Abladefläche
für Abfall und sogar Sondermüll benutzt.

Foto: Götz

„Das passiert abends oder nachts“, weiß Berndt Doege, Baubeauftragter des Vereins. Der Müll sei „in jeder Ecke“ zu finden, vor allem entlang der alten B 5.

Manchmal muss sogar der Kreis Mitarbeiter schicken – denn wenn es sich um „gefährliche Abfälle“ wie giftige oder undefinierbare Flüssigkeiten handele, falle das in die Zuständigkeit des Kreises, erklärt Holger Pump, Leiter des Kreisumweltamtes. Der aktuelle Haufen gehört nicht dazu. „Das, was da liegt, ist Haus- und Sperrmüll, teilweise gelber Sack. Dafür ist der Eigentümer zuständig“, so Pump. Und mit einem Kopfschütteln: „Es ist mir ein Rätsel, warum das die Leute hier ablegen.“

Jesushaus Alsen Vandalen
Kein Fenster mehr komplett: Berndt Doege (li.) und Setus Studt ärgern sich über Vandalismus auf Alsen.

 

Auf der anderen Seite des Gebäudes liegen haufenweise Schläuche im Gras. Berndt Doege weiß, was es ist: „Da klaut einer Kabel und macht sie in der Ecke sauber, damit er an das Kupfer kommt.“

Die Polizei kenne das Problem, fahre Sonderstreifen und sei sehr kooperativ, betonten Studt und Doege – und doch nimmt nicht nur das Müllproblem zu, sondern auch der Vandalismus.

Während das Vereinsgelände sauber und gut in Schuss ist, ist an den übrigen Gebäuden entlang der „Kulturmeile“ längst kein Fenster mehr heil. Am „Jesushaus“, dem alten TrafoHaus, das unter Denkmalschutz steht, fehlt inzwischen auch die „1926“ aus Metall, die über der Tür angebracht war. In einigen Gebäuden sind Schlupflöcher in die Wände geschlagen.

Und was Rowdys nicht schaffen, übernimmt der Zahn der Zeit. So sind inzwischen Dächer der Hallen marode, erste Löcher klaffen darin. „Das war früher noch intakt“, weiß Setus Studt. „Jetzt verabschiedet es sich.“ Berndt Doege blickt sorgenvoll auf die Eisenkonstruktion. „Das ist eine wunderschöne Halle, sie hat Charme“, betont er. „Das sollte man erhalten. Aber wenn man sie lange genug vergammeln lässt, ist es vorbei.“

Doege und Studt vermissen ein Eingreifen der Stadt. „Wenn noch nichts anderes passiert, weil es noch kein Konzept gibt, ist das eine Sache“, meint Setus Studt. „Aber dafür, dass an den Gebäuden nichts gemacht wird, gibt es keine Entschuldigung“, meint er. „Das sind Sicherungsmaßnahmen. Man muss die Objekte doch konservieren, so lange man plant.“ Wenn nicht bald etwas getan werde, werde es wesentlich teurer – und manches sei gar nicht mehr zu retten.

Studt und Doege vermissen auch ein „Zeichen nach außen“. Es gebe weder ein Schild, dass es sich um Privatgelände handele, noch eine Absperrung – oder einen Hinweis darauf, dass die Stadt dort eine Kulturmeile plane. „Sonst wird wegen jedem Mist ein Schild aufgestellt“, so Studt.

Alsen werde in der ersten Sitzung des Bauausschusses nach der Sommerpause Thema sein, erklärt Bauamtsleiterin Bettina Bühse. Es gebe „taufrische Erkenntnisse“, die dann auf den Tisch kämen. Es werde dann auch Handlungsempfehlungen der Verwaltung – und hoffentlich auch Beschlüsse der Politik geben. „Wir beschäftigen uns sehr viel mit dem Thema“, so Bühse. Sie sei selbst schon mehrfach auf dem Gelände gewesen. Die Idee, ein Schild aufzustellen, auf dem dargestellt wird, dass es städtisches Gelände ist, auf dem etwas passieren soll, gefällt ihr. „Das ist ein guter Hinweis.“KATRIN GÖTZ