Fotos und Aquarelle von Architekten-Hand

Itzehoe SHZ 29.05 2009
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– Zwei unterschiedliche Künstler, zwei unterschiedliche Stilrichtungen und zwei unterschiedliche kreative Werkzeuge. Doch eines haben Dieter Simon und Bernd Kritzmann gemeinsam: Ihre Leidenschaft für künstlerisches Wirken, um verborgene Muster aufzuspüren und mit eigenem Stil zu sprechen. Bis Montag, 22. Juni, sind ihre Werke im Rahmen des 5. Itzehoer Kultur- und Architektursommers in der Volksbank Raiffeisenbanken in der Breiten Straße (im 1. Obergeschoss) und in der Viktoriastraße 7 (im Erdgeschoss) während der Öffnungszeiten zu sehen.


Prof. Bernd Kritzmann


Diskutieren über die Rost- und ÖlschlierenFotografien: Dieter Simon (li.) und Ulrich von Bock.

Foto: Lammers

Prof. Dr. Dieter Simon (76) bezeichnet einen Großteil seiner Fotografien als „Konstrakte“ – also als eine Mischung aus konkreter und abstrakter Bildauffassung. Er verzichtet weitgehend auf digitale Bildbearbeitung. Seine Bilder dokumentieren Spuren, die oft zufällig entstanden sind. Betrachtet man sie, ist kaum zu erkennen, was das Motiv für das Foto war. Genau das macht den Reiz seiner Werke aus. Mutet die erste Fotographie wie eine Explosion an, so verblüfft es umso mehr zu hören, dass hier Rost aufgenommen wurde. Eine Stadtsilhouette entpuppt sich als detailgenaue Aufnahme von Ölschlieren eines Schiffshebewerkes an der Elbe.
Die Liebe zum Detail und vor allem das genaue Beobachten sind in jedem der Werke von Dieter Simon zu erkennen. „Ich muss das Motiv sehen, den Bildausschnitt auswählen und dann schnell auf den Auslöser drücken“, beschreibt der frühere Professor für Entwerfen, Baukonstruktion und Städtebau an der Fachhochschule Hamburg. Nur wenige seiner Fotos haben einen Namen. „Die Taufe“ überlässt das Mitglied der Hafencity Universität Hamburg (HCU) dem Betrachter.

Seinem HCU-Kollegen Prof. Dr. Bernd Kritzmann (57) kommt es nicht auf die Detailgenauigkeit an, sondern auf die Stimmung und das Herausarbeiten wesentlicher Teile. In seiner Ausstellung mit dem Titel „wasserfarben“ sind Abstraktion und Interpretation die entscheidenden Komponenten. Durch eine spezielle Mischtechnik von Tusche und Aquarellfarben erreicht der 57-jährige Architekt härtere Kontraste. Die ausgestellten Bilder zeigen eine Auswahl von Skizzen und Aquarellen, die nach Tagesexkursionen in Schleswig-Holstein und Hamburg entstanden sind.

Volksbank-Vorstand Stephan Schack freute sich über „die Ausstellungseröffnung der etwas anderen Art“. Dass das Gebäude in der Breiten Straße zurzeit in Teilen eine Baustelle sei, passe zur Arbeit von Architekten. Die Schau sei wegen der Umbauarbeiten im ersten Stock, „aber Interessierte sollen keine Berührungsängste haben und ungefragt nach oben gehen, um die Bilder zu sehen“, so Schack.

Architekt Ulrich von Bock, der zusammen mit Simon und Kritzmann den Architektursommer begleitet, würdigte zur Eröffnung der Ausstellung die Arbeit seiner Kollegen: „Beide Künstler entziehen sich mit ihren Arbeiten jedem Anspruch auf pure Aktualität. Sie arbeiten kreativ im zeitlosen Raum, in Tradition, im freien Spiel oder streng konstruierend.“