Kultur und Ideen zwischen Ruinen

Lichtkunst, Filmkunst, Musik und Architektur. Die zweite Alsen-Nacht wurde zum außergewöhnlichen Kulturerlebnis. (8. Juli 2006)

Itzehoe – Der Architektur- und Kultursommer 2006 fand mit der zweiten Planet-Alsen-Nacht seinen Höhepunkt und Abschluss. Rund 50 Studenten mit ihren Professoren von fünf Hochschulen und Fachhochschulen aus Hamburg, Kiel, Lübeck und Wismar stellten das Ergebnis ihrer Arbeit vor, die vor einem Monat mit einer einwöchigen Denkwerkstatt auf dem ehemaligen Werksgelände begonnen hatte.

„Wir haben hier einen Planeten gefunden, auf dem man sich von der Wirklichkeit zurückziehen kann – einzigartig für Kunst und Kultur. Hier kann man experimentieren“, erklärte Professor Bernd Kritzmann von der HafenCity-Universität Hamburg, der den Architektur- und Kultursommer gemeinsam mit dem Itzehoer Künstler Setus Studt, Verein „planet-alsen“, zum zweiten Mal ausgerichtet hatte.

Studenten der Hafen-City-Universität stellten im alten Magazin Entwürfe und Modelle als Zwischenergebnisse ihrer Arbeiten vor. Die endgültige Präsentation wird voraussichtlich im Oktober im Landgericht stattfinden. Die Besucher der Alsen-Nacht nutzten die Gelegenheit, sich über die Ideen der angehenden Architekten zu informieren. Ihre Aufgabe war es, Konzepte für eine künftige Kulturmeile unter Einbeziehung der bestehenden Gebäude entlang des Bahndamms zu entwickeln. Ateliers, Werkstätten, Ausstellungs-, Musik- und Bühnenräume, Cafés und sogar ein Kino im alten Schlämmbottich entstanden vor den Augen der Betrachter.

In der alten Schmiede nebenan spielten die Wilsteraner Gruppe „Dez“ und die Steinburger Band „Out of Face“. Vor der bizarren Kulisse der alten Fabrikruine hob sich eine unkonventionelle Modenschau ab: Architekturstudenten führten junge Mode von Behrens & Haltermann vor – unter begeistertem Applaus des Publikums.

Bei einsetzender Dunkelheit wurden Objekte wie die Schornsteinruine, Türen, Graffiti-Nischen, Fassadenteile und Bäume kunstvoll beleuchtet von den Studenten der Hochschule Wismar, Fachbereich Architecture Lighting Design.

Kieler Studenten, Pädagogisches Institut / Interdisziplinäres Zentrum für Multimedia, zeigten Filme, zu denen sie das Alsen-Gelände inspiriert hatte.

Viel Beachtung fand auch die Lattenkonstruktion des Wolfsburger Künstlers Eimo Cremer, der 3000 Meter Dachlatten mit Hilfe von Schraubzwingen zu einer imposanten „Seh-Landschaft“ zusammengefügt hatte. Dort im ersten Stock des alten Magazins, schloss die Alsen-Nacht bei experimenteller Musik des Dithmarscher „Ensemble Vollbeding“. Zu sphärischen Klängen setzten die Architecture-Lighting-Studenten die „Seh-Landschaft“ beeindruckend in Szene.

Quelle: Norddeutsche Rundschau vom Sonnabend, dem 08. Juli 2006
Autor: I. Schwichtenberg