Fotos von Alsen

Fotos von Alsen – Fundstücke aus geheimnisvoller Welt (30. Januar 2007)

Itzehoe / hlo – Ästhetik in Schrott und Trümmern. Zementgemäuer, verrostetes Gestänge, eine Treppe ins Nichts. Faszination des Verfalls. Assoziationen, Visionen. Labyrinthe, die sich öffnen. Orientierungslosigkeit. Aber auch: Licht, das unvermutet einfällt, weckt Hoffnung.

Fotografie als Philosophie. „Planet Alsen – Innenwelt“ heißt die neue Ausstellung im Kreisgesundheitsamt mit Aufnahmen von Setus Studt, die zu einer „Wanderung“ einladen.


Die Bilder, von denen manche wie Gemälde wirken, zeigen das Abbruchgelände an der Stör aus ungewöhnlichen Perspektiven. Nicht die Brache an sich – unübersichtlich, ungeordnet, mit ungewisser Zukunft – ist das Thema. Setus Studt, für den „Alsen“ zur Lebensaufgabe geworden ist, hält fest, was er seit Jahren beobachtet: Verfallende Gebäude, Natur, die sich ihr Terrain zurückerobert, eine vielfältige Szene kreativer Subkultur „begegnet sich hier außerhalb gewohnter Zusammenhänge“. Das sei „fast wie auf einem anderen Planeten“.

Nicht das Vordergründige sei wichtig, sondern „das Unbewusste darin“. Der „Planet Alsen“, der, von ihm benannt, seine Bahnen ziehe, öffne den Blick zu einer „erweiterten Wahrnehmung“. Für Setus Studt, der seit 1985 auf Alsen fotografiert und dort seit 2002 auch sein Atelier hat, ist die frühere Fabrik eine „inspirierende Kulturfläche“, das weiträumige Gelände „ein Abbild meiner Innenwelt“. Eine Wanderung durch den Planet Alsen sei wie „eine Reise durch mein Selbst“. Die Bilder, „Fundstücke in dieser geheimnisvollen Welt“, zeigten daher „Fragmente des Unbewussten“.

Die – analog aufgenommenen – Fotos sind ausgereifte Kunstwerke, die ihre Spannung aus ungewohnten Blickwinkeln, Spiegelungen und meisterhaft beherrschten Lichteinflüssen beziehen. Ganz banale Details – Rohre, Schaltkasten, Maschinenteile – werden zu Objekten, die Anregung geben und Assoziationen wecken. Anlehnungen an den Konstruktivismus in der Malerei sind unverkennbar.

Alsen sei ein wichtiges Thema, sagte Sieglinde Schuback, die zusammen mit Ines Wüstenberg die „Galerie“ im Gesundheitsamt betreut, bei der Eröffnung. Die Ausstellung, vielschichtig und „extrem vielseitig“, werde dazu beitragen, dass es im Gespräch bleibe.

HEINZ LONGERICH

[] Bis April geöffnet Mo – Do 8 – 16, Fr 8 – 12 Uhr.

Quelle: Norddeutsche Rundschau vom Dienstag den 30. Januar 2007