Filmfestival: Komik, Tragik und Dokumentarisches

Alsen-Werkstatt wird Kino – mit einer großen Auswahl aus der Dithmarscher „Kunstgriffrolle“
Itzehoe
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ixi SHZ Verlag 20.10.2008

– Premiere auf Alsen: Dort fällt am Freitag, 24. Oktober, um 19.30 Uhr die Klappe zum ersten Filmfestival. „Es ist das allererste Mal, dass die besten Kurzfilme der bundesweit bekannten Dithmarscher ‚Kunstgriffrolle‘ hier gezeigt werden – und wir sind stolz darauf, das in der E-Werkstatt mit der Buchhandlung Gerbers organisieren zu dürfen“, sagen Dirk Jacobs und Gerhard Tanski vom Verein „Planet Alsen“.


Der Hintergrund: Das weitläufige Werksgelände ist bei Filmemachern inzwischen zu einer gefragten Adresse geworden: „Sowohl Verfolgungsjagden für den ‚Tatort‘ als auch Hubschraubereinsätze für das ‚Großstadtrevier‘ wurden hier gedreht“, schildert Tanski. Was lag also näher, als den Drehort Alsen auch als Veranstaltungsort für ein Filmfestival zu nutzen? „Deshalb haben wir die ‚Kunstgriffrolle‘ hier in den Kreis Steinburg geholt“, ergänzt Jacobs. Die bis zu 15 Minuten langen Kurzfilme durchliefen eine Auswahl durch Martina Fluck, Filmschaffende aus Dithmarschen in Zusammenarbeit mit der Unem Filmproduktion.
„Wir haben ein tolles ‚Best of‘ aus Comedy-, Tragik- und Dokumentarfilmen zusammengestellt, das bestimmt auch die Itzehoer begeistern wird“, so Unem-Filmemacher Michael Großmann, der jüngst im Oelixdorfer Wald drehte. Zudem gelang es dem Organisationsteam um Buchhändler Björn Gerbers, den bekannten Filmproduzenten Peter Hertling als Moderator mit ins Boot zu holen. Der langjährige ZDF-Redakteur und jetzige Dozent an der Kieler Fachhochschule für Medientechnik wird nicht nur durch das eineinhalbstündige Programm führen, sondern im Anschluss an die Veranstaltung Fragen – auch von Hobbyfilmern – beantworten.
Nun hoffen die Veranstalter auf viele Besucher, damit das Event zu einer ständigen Einrichtung der künftigen Alsen-Kulturmeile wird. „Dann kann schon im Sommer 2009 das zweite Festival starten“, so Dirk Jacobs.

Nachberichterstattung:

Kunst an der Kamera beim Festival auf Alsen
Gelungener Abend mit Filmen der Dithmarscher „Kunstgriff-Rolle“

Itzehoe
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ara
– Richtiges Kino wollte Dokumentarfilmer Peter Hertling in der E-Werkstatt auf dem Alsen-Gelände bieten – nicht seine eigenen Filme standen auf dem Programm, sondern sieben Beiträge der „Kunstgriff-Rolle“, einem Filmfestival des Dithmarscher Kulturprojekts „Kunstgriff“.

Dabei waren einige von Hertlings Studenten aus dem Bereich „Multimedia Production“ an der Fachhochschule Kiel. „Ich versuche nur, den jungen Studierenden beizubringen, wie man gute Filme macht“, sagte Hertling. Das Ergebnis bei Freya Kleine, Stephanie Lochmüller und Julia Lyhs dauert sechs Minuten und heißt „Abgefahren“: Drei Menschen wollen nach Berlin. Ein Auto haben sie nicht.

Die besten Streifen der letzten sechs Jahre – so lange flimmert die „Kunstgriff-Rolle“ als Abschluss der Kulturveranstaltung bereits über die Leinwände – wurden auf „Planet Alsen“ präsentiert. Die „Best of“-Veranstaltung sollte eine „Premiere für elektrisierte Cineasten“ werden, versprach Hertling und kündigte „Fantasie von übermorgen“ an: Ein Dokumentarfilm über die Fantasien der Architekturstudenten, die sich Gedanken über die Umgestaltung der still gelegten Zementfabrik machten. „Natalia Smolnikova und Gisa Schneider haben ‚Planet Alsen‘ so dokumentiert, wie wir ihn heute leider nicht mehr haben“, so Hertling. „Film ab!“
Otto Wolf, der 43 Jahre in der Zementbranche tätig war, kam in dem Film zu Wort. Ihm sei wichtig, dass Dinge wie Alsen, damals wertvoller Arbeitgeber für die Region, nicht in Vergessenheit geraten. Für das Gelände wünsche er sich eine gute Zukunft.

„Alim Market“, der zweite Beitrag des Abends, erzählt von einem türkischen Gemüsehändler, der den Tod seines Vaters rächen und den Verursacher, seinen Freund Korda, töten soll. Das widerstrebt Alim, der nur seinen Gemüseladen führen und nicht auf seinen tyrannischen Großvater Dede hören will. Der 14-minütige Film wurde international ausgezeichnet.

Einen Luftballon für ein Lächeln verschenkte der jüdische Straßenclown Jakob in der NS-Zeit. Marie konnte Jakobs Wunsch nicht erfüllen. „Maries Lächeln“ sei einer der rührendsten Filme des Abends, fand Peter Hertling. Der Film wurde als „Bester Internationaler Kurzfilm 2006“ prämiert.
Niklas Juhl, Lennart Mumm und Dennis Petersen von der Meldorfer Gelehrtenschule dokumentierten mit „Die drei ???“, wie ein spontaner Film produziert wird. Einzige Vorgabe: Ein Kreisverkehr, ein Fahrrad und ein Eis sollten darin eine Rolle spielen.

Ein Spot über einen Jungen, der liebend gern am Computer spielt, und der Streifen „Antje und wir“, eine zwölfminütige Doku-Komödie, rundeten den Abend ab.