„Ein tolles Areal – erhalten Sie sich das !“

Der 5. Architektur- und Kultursommer auf Alsen ist eröffnet.
Itzehoe SHZ vom 25.Mai 2009–


Schleswig Holstein Magazin NDR

 Alsen – ein rustikales Gelände, auf dem viel improvisiert wird. Diesen Charakter sollte es bei der weiteren Entwicklung behalten, verdeutlichte Professor Dr. Bernd Kritzmann von der HafenCity-Universität Hamburg (HCU) bei der Eröffnung des Architektur- und Kultursommers. Er ist einer der Hochschullehrer, die direkt nach Pfingsten mit Studenten verschiedener Fachrichtungen auf Alsen arbeiten – zum mittlerweile fünften Mal.


Enthüllung: Morten Holpert gibt den Blick frei auf das „Portal“. Entstehen soll ein Skulpturenpark mit Stücken aus der Industrie.

Fotos: Ehrich

Das wertete Bürgermeister Rüdiger Blaschke als Zeichen für den bisherigen Erfolg und die Zukunftschancen. Dazu soll die neue Bauamtsleiterin Bettina Bühse beitragen, die am Freitagabend dabei war. Blaschke verwies darauf, dass der Blick der Studenten über die städtischen fünf Hektar Alsen hinausgehen wird: „Alsen kann man nicht alleine denken. Der Planet gehört zum Kosmos Stadt.“ Weil der Bebauungsplan für das Gelände erst entsteht und man sich in einer rechtlichen Grauzone bewege, werde der Betrieb moderat gehalten, sagte Blaschke. „Die ganz großen Aktionen, die kommen ja noch.“


Zu Mut beim Arbeiten mit der Grauzone riet Professor Frank Böhme von der Hochschule für Musik und Theater an der HCU, der mit zwei Studenten beim Architektursommer dabei ist. Seine Heimatstadt Berlin sei eine „überdimensionale Grauzone“, in der sich aus Subkulturen eine pulsierende Musik- und Medienszene entwickelt habe. Voraussetzung für Wachstum, gestützt auf die kreative Klasse: Technologie, Talent, Toleranz. Es brauche Offenheit und Vielfalt, Kreativität müsse gefördert werden.


AlsenGespräche (v. l.): Fred Lucas und Ulrich von Bock
mit Professor Dr. Bernd Kritzmann und Setus Studt
vom Verein „planetalsen“ sowie Ulrike Dürkes (Stadtplanung).

Und wenn sie mit Dachlatten ausgelebt wird: Eimo Cremers Installation „Dauerwelle” im Magazin wurde von Kritzmann eingeordnet: „Das muss man gesehen haben.“ Vor dem Schlämmbottich enthüllte Holcim-Werkleiter Morten Holpert die Skulptur „Portal“ von Erich Lethgau, die in Lägerdorf nach dem Abriss der alten Küperei keinen passenden Platz mehr hatte. In der Schmiede gingen zum Schluss „Mighty Buffalo Projects“ und Peter Petersen auf einen „Psychonautic Trip Through The Galaxy“.

Zuvor hatten die vielen Besucher sich im Obergeschoss des Magazins einen Überblick über die Ergebnisse der bisherigen Architektursommer verschafft sowie sich mit der Alsen-Historie befasst: Immer mehr Schautafeln entstehen in der Geschichtswerkstatt von Bernd Labusch. „Das kannte ich noch nicht“, sagte Martin Schlichting (63) aus Itzehoe. Er habe Sympathie für die Entwicklung auf Alsen: „Ich finde es schon interessant, was man für Planungen hat.“


5. Architektur- und Kultursommer auf Alsen Architektursommer
Eröffnung am 22. Mai 2009 lpe Eimo Cremer

Geradezu begeistert vom Areal waren beim ersten Besuch Kritzmanns HCU-Kollege Ulrich von Bock sowie Fred Lucas, Gastronom aus St. Peter-Ording, der dort mit Studenten Aktionen am Strand veranstaltet. „Unbedingt“ könne er sich das auch hier vorstellen, sagte Lukas. Zu den Ideen der Studenten war er der gleichen Meinung wie von Bock: „Die Stadt Itzehoe sollte sich den Gefallen tun, darauf zu hören. Die Stadtväter müssen mal wach gerüttelt werden.“

Ganz ähnlich klang es bei Gastredner Böhme: „Es ist eine Auszeichnung, dass man so einen Ort wie Planet Alsen hat.“ Und Kritzmann appellierte nicht zum ersten Mal: „Ein tolles Areal – erhalten Sie sich das!“

lars peter ehrich[] Die Info-Tafeln zu den bisherigen Architektursommern und zur Alsen-Historie sowie Eimo Cremers „Dauerwelle“ sind bis auf Weiteres zu besichtigen: Montag bis Donnerstag von 10 bis 14 Uhr, Freitag von 10 bis 12 Uhr. Infos unter 04821/8191.

Studenten zu Gast 

Beim Workshop zum 5. Architektur- und Kultursommer von Dientag bis Freitag, 2. bis 5. Juni, sind dabei: HafenCity-Universität Hamburg (Architektur sowie Hochschule für Musik und Theater), Fachhochschule und Uni Kiel (Multimedia) sowie die Fachhochschule Lübeck (Bauwesen). Noch unklar: Hochschule Wismar (Architektur). Gäste sind insbesondere bei den Partys am Dienstag und Donnerstag ab 19 Uhr willkommen.


SHZ vom 26.5.2009

Zuschuss für planetalsen

Itzehoe

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kgo

– Das Thema musste mehrere Ausschüsse durchlaufen, doch nun steht fest: Der Verein planetalsen erhält von der Stadt einen Fehlbedarfszuschuss für den Architektur- und Kultursommer in Höhe von maximal 5000 Euro. In gleicher Höhe hat der Verein Sponsorengelder eingeworben.

„Von der Sache her ist das in Ordnung“, fand Dr. Markus Müller (CDU). Doch er erinnerte an die „schlechten Erfahrungen“ aus dem Vorjahr, als die entsprechende Rechnung erst am Jahresende vorgelegt wurde. Einem solchen Verhalten müsse ein Riegel vorgeschoben werden. Deshalb dürfe das Geld erst an den Verein ausgezahlt werden, wenn die Rechnung vorliegt.

Diese Ergänzung wurde in den Beschluss aufgenommen. Allerdings, erklärte Bürgermeister Rüdiger Blaschke, sei dies auch bisher so gehandhabt worden. „Aber die Rechnung kam so spät.“


SHZ vom 14.05.2009

Kunst auf Alsen –und davor

Itzehoe/
lpe

– Für das „Sehstück“ beim ersten Auftritt brauchte er noch Schraubzwingen. Jetzt steckt Eimo Cremer aus Wolfsburg die Latten nur ineinander. Es entsteht die „Dauerwelle“, zu sehen ab Freitag, 22. Mai, 19 Uhr, auf Alsen: der Termin der Auftaktveranstaltung für den Architektur- und Kultursommer.

Eimo Cremer und die Dauerwellen

Auf einer Fläche von 15 mal 30 Metern installiert der Künstler elf Wellen, die meisten von ihnen geteilt. Die Besucher können sie durch Nylonfäden bewegen und durch einen Gang auch unter den Wellen „abtauchen“. Cremer ist nicht von ungefähr zum zweiten Mal auf Alsen: „Die Räume sind toll – und die Mitarbeiter sind auch toll.“

 
Alsen Bushaltestelle ein Werk von Sprayer Krystian Z. aus Itzehoe, Graffiti 13.5.09 lpe

Auch an der Einfahrt zum Gelände ist ein Kunstwerk entstanden: Sprayer Krystian Z. (27) aus Itzehoe verzierte die Bushaltestelle mit dem Schriftzug „planet-alsen“. Und nicht nur das: Ganz nach dem Entwurf, den die Stadt schließlich billigte, wurde die Haltestelle schwarz mit blauen Silhouetten der Ruinen und innen einer Erinnerung an das ehemalige Deichgebäude. Der Sprayer ließ sich Zeit bei der Arbeit, nicht wenige stoppten und fragten nach: „Das fasziniert jetzt schon so einige.“