Alsen-Abriss: Heute rollen die Bagger an

Die ersten Ruinen auf Alsen fallen ab heute. Was danach kommt, sollen die Studenten beim Architektur- sommer planen.
Itzehoe SHZ Januar 2008

– „Ganz Alsen wird platt gemacht, das darf nicht sein!“ – „Endlich verschwindet der Schandfleck.“ Zwischen diesen beiden Polen bewegten sich die Reaktionen nach dem Beschluss der Ratsversammlung im Dezember. „Es gab eine große Verunsicherung“, sagt Setus Studt vom Verein „planet alsen“. Kaum jemand könne sich vorstellen, welche Ruinen fallen werden und was aus dem Gelände wird.


Studieren den Plan (v. li.): Rüdiger Blaschke, Björn Gerbers und Setus Studt.

Bei einem Ortstermin klärte Bürgermeister Rüdiger Blaschke nun auf – und hatte Neuigkeiten dabei: Die nötigen Abbruchgenehmigungen sind erteilt, heute um 15 Uhr rollen bereits die ersten Bagger an, um zunächst das ehemalige Büro-Gebäude abzureißen.

„Die Kaufverträge werden noch unterschriftsreif geschliffen“, so Blaschke. Er unterschreibe erst, wenn die Förderzusage des Landes eingetroffen sei. Da die Stadt auf Alsen die Ziele des Integrierten Stadtentwicklungskonzepts (ISEK) verfolgt, können die Aktivitäten im Rahmen des Programms „Stadtumbau West“ gefördert werden.Das Gelände, das die Stadt kauft, umfasst alle Gebäude der so genannten „Kulturmeile“

 

entlang der Bahn. Außerhalb des Areals bleiben ein Schlämmbottich, der Schornstein sowie die „Kathedrale“ stehen. Auf dem breiteren Teil des städtischen Geländes Richtung Stör soll eine Veranstaltungsfläche entstehen – Ersatz für die Malzmüllerwiesen.Wie diese genau aussehen soll und was sonst noch passieren wird, ist offen. Zumindest bis zum Sommer. Dann dürfen die Studenten ran. „Die gekaufte Fläche soll beim Architektursommer in den Fokus kommen“, erklärte Blaschke. Während die Studenten bisher immer nur „fiktiv“ planen konnten, bestehe nun erstmals die Chance, dass die Ideen „in konkrete Pläne umgesetzt werden“. „Das ist ein enormer Anreiz für die Studenten“, so Studt. Viele seien „über Jahre ein Stück Geschichte mitgegangen“. Begleitet werden sie von einer Lenkungsgruppe, der neben der Politik Vertreter von „planet
alsen“ sowie des Stadtmarketings angehören sollen.Die Wunschliste ist lang.

„Wir brauchen Platz für mindestens 6000 Leute, erst dann können wir auch die großen Musiker angehen“, betonte Björn Gerbers vom Stadtmanagement. Ebenso wichtig: Räume und Bühne, die von den Bands der Region genutzt werden können.Setus Studt wünscht sich den Mut, „erstmal fragmentiert zu arbeiten“ und Konzepte für eine Übergangszeit zu entwickeln. Außerdem solle etwas erhalten werden, „das an früher erinnert“. Eine Infrastruktur – etwa Sanitäranlagen – müsse her. Und „planet alsen“ will „noch ein bisschen etwas für sich“ haben. Die Stadt profitiere schließlich auch vom Verein: „Die Betreuung wird größtenteils ehrenamtlich getragen.“
Diesen Pluspunkt sieht auch Blaschke: „Es ist jemand vor Ort, das schützt auch vor Randale.“ Er ist guter Dinge. Die Stimmung in Politik und Verwaltung sei „sehr wohlwollend“. Und da nun alles in der Hand der Stadt liege, gebe es nur diese als Ansprechpartner. Das mache vieles einfacher – auch für Veranstalter. Es lasse sich „Einiges hinkriegen“.
Die geklärten Besitzverhältnisse schafften Planungssicherheit, sagt Setus Studt. „Wenn es keine Abstriche mehr gibt“, meint auch Björn Gerbers, „können wir nicht unzufrieden sein.“KATRIN GÖTZ
 
Knappe Entscheidung
Mit 17:13 Stimmen hat die Ratsversamlung im Dezember beschlossen, dass die Stadt für 1,25 Millionen Euro eine 50 160 Quadratmeter große Fläche auf Alsen-West von der Projekt GmbH kaufen wird. Insbesondere über Preis (zu hoch) und Größe (zu klein) des Gebiets gab es heftige Diskussionen in der Politik.