Viele Unebenheiten auf Planet Alsen

Kulturverein und Stadt finden weiter nicht zueinander / Pachtvertrag bleibt der Streitpunkt

Sie bringen Estrichbeton – eine Schubkarre nach der anderen. 15 bis 20 Kubikmeter werden wohl gebraucht, bis Rudolf Kasüske, Bernd Reese und Jürgen Grimm den Boden ausgeglichen haben. Noch gibt es viele Stufen und Senken in diesem Teil des früheren Alsen-Magazins, das der Verein Planet-Alsen nutzt.

„Wir machen die ganze Fläche eben, um hier die Möglichkeit für Veranstaltungen zu haben“, sagt Berndt Doege, Baubeauftragter des Vereins. Auf diesen 110 Quadratmetern könnten 200 Gäste Platz finden, etwa bei Konzerten junger Bands. Solche Räume würden gesucht, Anfragen gebe es reichlich, sagt Doege. Doch in den oberen Etagen des Magazins fehlen nach wie vor die Voraussetzungen dafür, die E-Werkstatt ist klein. In dem neuen Raum könne es hingegen im Frühjahr los gehen. Allerdings ist das Verhältnis des Vereins zur Stadt nach wie vor ungeklärt.

Denn der Stadt gehört die Fläche, sie ist beim Kauf in den Pachtvertrag eingetreten. Genau dieser Vertrag wird seit mehr als anderthalb Jahren auf Betreiben der großen Koalition von einem Anwaltsbüro überprüft, ohne erkennbares Ergebnis. „Seitdem gibt es einen regen Schriftverkehr“, sagt Stadtsprecher Frank-Dieter Simon. Veranstaltungen sind nur in engem Rahmen möglich, und die neuen Pläne des Vereins kommentiert Bürgermeister Andreas Koeppen so: „Besser ist es, wir gehen geordnete gemeinsame Wege, wie auch immer die aussehen für die Zukunft.“

Als Eigentümerin hat die Stadt in diesem Jahr Tore repariert, im Januar sollen die fehlenden Solarleuchten am Weg zum Vereinsgelände ersetzt werden. Dies biete die Gelegenheit, dem Wunsch nach einer „unkomplizierten Veranstaltungsstätte“ gerecht zu werden, so Koeppen. Aber der Streit um den Vertrag steht im Weg: „Er ist so gemacht, dass man als Eigentümer und Verpächter wenig bis gar keine Rechte hat.“ Jüngst hatte der Bürgermeister Vertreter des Vereins zu Gast und machte ein Angebot: Er wolle eine Planung in Gang bringen, um die Gebäude mit überschaubarem Aufwand so herzurichten, dass sie genutzt werden können. „Aber das setzt voraus, dass der Verein sich auch bewegt.“

Darüber sollen die Mitglieder entscheiden, sagt Vorstandsmitglied Jürgen Dahlkemper. Auch wenn der Verein parallel weiter die Nutzung im unteren Bereich des Magazins vorbereite, ist er offen für Koeppens Angebot: „Letztendlich geht es um eine Vertrauensbasis.“ Dahlkemper könnte sich einen besseren Weg als den juristischen vorstellen, aber: „Es hat nie einer von der Politik offen mit uns gesprochen.“

Bei seinem Vorstandskollegen Setus Studt klingt das anders, er ahnt die Reaktion der 100 Mitglieder auf Koeppens Angebot: „Der Verein wird das nicht mitmachen. Der Vertrag ist sozusagen die Seele des Vereins.“ Nur mit dieser Sicherheit sei Planet-Alsen zu gründen gewesen, und den Knackpunkt kenne er nach wie vor nicht. Von der Verknüpfung zwischen städtischem Geld und Vertragsänderung hält Studt nichts: „Warum wollen sie uns erst fördern, um uns dann zu kündigen?“

Koeppen dagegen betont: „Es geht nicht darum, den Planeten da rauszukriegen.“ Und er hoffe, dass der Verein beginne, die „Riesenchance“ zu sehen, denn: „Es ist schade, dass es nicht zu dem wird, was es werden könnte.“

Bis dahin müsste allerdings mehr geebnet werden als nur der Boden im Magazin.

Lars Peter Ehrich