Scharfes Echo vom Planet Alsen

shz, 18.08.2012

„Wissenschaftliche Arbeit diffamiert“: Veranstalter des Architektursommers wehren sich gegen Kritik aus dem Kulturausschuss

Zu teuer und ohne Nutzen für die Stadt – diese Kritik am Architektursommer auf Alsen wurde in der Sitzung des Schul- und Kulturausschusses laut. Insbesondere eine Auflistung der Ausgaben stieß auf massive Kritik, mit der Folge, dass der Antrag des Vereins „Planet Alsen“ auf einen Zuschuss von 3500 Euro zunächst abblitzte (wir berichteten).

Bei den Verantwortlichen des Vereins und der Veranstaltung stößt das auf Unverständnis. „Ich überlege, ob ich überhaupt noch nach Itzehoe fahren soll“, sagt Professor Dr. Bernd Kritzmann von der HafenCityUniversität Hamburg. „Woanders werden wir mit offenen Armen empfangen.“ Dass die ZahlenAufstellung kritisiert wurde, lässt er sogar noch gelten. Schließlich hatte zum Zeitpunkt der Auflistung der Architektursommer noch gar nicht stattgefunden, so dass man sich an den Zahlen aus dem Vorjahr orientieren musste. Abgerechnet werde am Ende selbstverständlich mit den realen Ausgaben, und darauf gründe auch der Zuschuss. Das wisse die Verwaltung auch, schließlich habe man jedes Jahr die entsprechenden Quittungen eingereicht. „Da ist kein Spiel drin.“ Eine Nachfrage beim Verein hätte all das vor der Ausschusssitzung klären können, so Kritzmann. „Aber in Itzehoe redet man lieber über- als miteinander.“

Besonders ärgert ihn die Aussage von Peter Dawiec (Grüne), dass der Architektursommer ein „freigeistiges Erlebniscamp“ für den Professor und seine Studenten sei und die Stadt nicht davon profitiere. „Im Laufe der Jahre waren 250 Studenten und zehn Kollegen aus verschiedenen Hochschulen hier, die 30 bis 40 konkrete Aufgaben bearbeitet haben“, sagt Kritzmann. „Daraus entstand ein Ideenpool für die Stadt. Es ist bedauerlich, dass das in der Politik nicht stärker wahrgenommen wird.“ Dabei gehe es längst nicht nur um das AlsenGelände, es wurden auch andere Themen wie die Belebung der Innenstadt bearbeitet.

Die Kritik höre sich an, „als ob hier nur Würstchen gegrillt werden“, schimpft Axel Piotrowski. „Die Schubladen sind voll von Entwürfen. Man müsste sie nur öffnen.“ Er fürchtet, dass solche Diskussionen auch andere Interessierte abschrecken, in Itzehoe etwas auf die Beine zu stellen. Als „bösartig“ bezeichnet Dr. Manfred Oetting die Vorwürfe. Deutliche Worte findet auch Cornelia Reinking: „Die Stadt tritt mit Füßen, was an Ideen entstanden ist. Stattdessen werden Planungsbüros für teures Geld beauftragt, um Ideen zu entwickeln.“ Itzehoe könne sich eigentlich nicht leisten, solche kreative Kraft zu vergeuden. „Das ist eine politische Dummheit für mich.“

Das Potenzial, das hinter dem Projekt stecke, werde offenbar nicht erkannt, bedauert auch Gerhard Tanski. „Ich verwahre mich dagegen, eine wissenschaftliche, interdisziplinäre Arbeit als Freizeitcamp zu diffamieren.“

„Es ist den Leuten offenbar nicht klar, was es alleine schon für eine Qualität hat, dass überhaupt Studenten nach Itzehoe kommen“, meint Setus Studt. In der Bevölkerung werde die Veranstaltung durchaus geschätzt. Politiker aller Fraktionen – auch Peter Dawiec – hätten vor einigen Jahren im Grußwort einer Dokumentation den Wert des Architektursommers betont. Im Übrigen werde man Jahr für Jahr im Ständesaal empfangen „und ermuntert weiterzumachen“.

Ermuntern möchte auch Tanski: „Es wäre schön, wenn wir eine Änderung der Sichtweise hinbekommen.“ Statt sich destruktiv und negativ zu äußern, solle man „gemeinsam daran arbeiten, dass die Stadt voran kommt. Dazu gibt es hier die Möglichkeit. Alle sind eingeladen – auch die Politik.“Katrin Götz