Teure Latten – Zoff um Zuschuss für Planet Alsen

shz, 08.08.2012

3500 Euro für den Architektursommer erhitzen die Gemüter


Die Studenten sind längst wieder abgereist – doch in den städtischen Gremien wirkt der Architektursommer auf Alsen wohl noch länger nach. Grund dafür sind weniger die Konzepte, die von den angehenden Architekten entworfen wurden. Sondern die Kosten, die dadurch entstanden.

Einen Antrag auf einen Zuschuss in Höhe von 3500 Euro stellte der Verein Planet Alsen bei der Stadt. Die Stadt habe die Veranstaltung „in den vergangenen Jahren stets mit einem Beitrag von 5000 Euro gefördert“, schreibt Setus Studt im Namen des Vorstands. Dem Auftrag der Stadt, selbst Sponsoren zu suchen, sei man nachgekommen: Der Itzehoer Förderverein zahlt 1500 Euro.

Eine Kostenaufstellung, die Professor Dr. Bernd Kritzmann von der HafenCity Universität Hamburg angefertigt hat, war beigefügt. Und insbesondere diese sorgte bei einigen Mitgliedern des Kulturausschusses, vor allem bei Heinrich Kracht (CDU), für ungläubiges Staunen: „Sind das Hamburger Preise?“, fragte er und verwies zum Beispiel auf 750 Euro für Dachlatten. „Ich habe mich im Baumarkt erkundigt. Dachlatten kosten 60 bis 70 Cent pro Meter. Für 750 Euro kann man mehr als einen Kilometer Dachlatten kaufen – das reicht von hier bis Münsterdorf“, wetterte Kracht und forderte eine genauere Darstellung der Zahlen. „Es sind schließlich Steuergelder, die wir ausgeben.“

Und noch etwas störte Kracht: Es stimme nicht, dass jährlich 5000 Euro gezahlt wurden. Im vorigen Jahr seien es nur 2500 gewesen. Was die bisherigen Architektursommer eigentlich für Itzehoe gebracht hätten, fragte Kracht. „Was war für die Stadt greifbar? Was ist umgesetzt worden?“

In eine ähnliche Richtung argumentierten andere Politiker. „3500 Euro sind viel Geld“, meinte etwa Peter Dawiec (Grüne). „Es ist eine ernstzunehmende Frage, ob wir im Rahmen freiwilliger Leistungen so viel Geld übrig haben, um einer handvoll Studenten und ihrem Professor ein freigeistiges Erlebniscamp zu finanzieren.“ Die Stadt habe bislang „nicht mit einem Cent davon profitiert“.

Das sahen insbesondere die Vertreter des IBF anders. Jürgen Dahlkemper, selbst im Vorstand bei Planet Alsen, verwies auf die umfangreichen Dokumentationen der bisherigen sechs Veranstaltungen. Darauf hätte das Bauamt zugreifen können. In den jetzigen Plänen für das Alsen-Gelände tauchten durchaus Ideen auf, die es auch beim Architektursommer schon gab, betonte Günter Wolter. Das bestätigte Joachim Scheidler (DAF), der sich wunderte, dass „man plötzlich so über den Antrag herfällt. Die Anträge waren nie besser, aber man ist in letzter Zeit etwas kritischer.“

Bernd Krohn (IBF) fürchtete einen Verlust der Glaubwürdigkeit – schließlich habe der Ausschuss erst vor wenigen Monaten gegenüber Kritzmann beteuert, wie toll man die Veranstaltung finde.

„Es hat nichts damit zu tun, dass wir die Sache nicht gut finden“, betonte Ingrid Reichhelm (CDU). Aber man müsse die Zahlen besser nachvollziehen können. Deshalb soll Planet Alsen nun eine fundiertere Aufstellung der Ausgaben liefern. Bis dahin wurde der Antrag zurück gestellt.Katrin Götz