Scharf kritisiert die Theaterchefin eine Veranstaltung, die am Tag der Kulturnacht auf Alsen stattfindet.
Itzehoe
– Die Theaterchefin bebte vor Zorn. Am Sonnabend, 19. April, findet die „6. Itzehoer Kulturnacht“ des theater itzehoe statt. Aber nicht nur diese: In den Räumen des Vereins „planet-alsen“ läuft parallel eine Veranstaltung der Buchhandlung Gerbers rund um Rio Reiser. Diese „selbsternannte Ergänzung“ der Kulturnacht sei eine „bodenlose Frechheit“, wetterte Dr.Mechtild Hobl-Friedrich im Kulturausschuss. „Die Kulturnacht bedarf keiner Ergänzung.“
Das Theater distanziere sich von dieser Veranstaltung, die das „einzige Alleinstellungsmerkmal“ der Kulturnacht – nämlich, dass alle Spielorte leicht zu Fuß erreichbar sind – „torpediere“, und zwar „gegen unseren ausdrücklichen Willen und gegen alle Appelle“. Die Aktion werde privat angeboten, weil auf dem Gelände „nicht die geringsten Anforderungen“ der Versammlungsstättenverordnung eingehalten werden könnten. Hobl-Friedrich bezeichnete das Programm als „Präzedenzfall“ und „Konkurrenz-Veranstaltung“, bei der – „die zweite Frechheit“ – auch noch das Armband der Kulturnacht verbilligten Eintritt ermögliche. Das werde rechtlich geprüft.
Veranstalter Björn Gerbers und Setus Studt vom Verein „planet-alsen“ verstehen die Aufregung nicht. Die Buchhandlung war für den Auftritt von Hollow Skai und Marius del Mestre zu klein, über die Suche nach Alternativen habe er die Direktorin rechtzeitig im Februar informiert, so Gerbers auf Nachfrage. Lange habe er mit sich gekämpft und sich dann für Alsen entschieden, auch um Aufmerksamkeit auf die entstehende Kulturmeile zu lenken. Er habe nur getan, was die Theaterchefin empfohlen habe: Es stehe Gerbers frei, an jedem Wochenende im Jahr dort eine eigene Veranstaltung zu machen. Diese sei eine Ergänzung zur Kulturnacht mit teils anderer Zielgruppe, keine Gegenveranstaltung, erklärte Gerbers.
Immerhin gebe es am 19. April auch Lesungen in seinem Buchgeschäft, auf eigene Kosten.
Er habe Verträge mit den Künstlern einhalten müssen, auch in der Ermäßigung für Kulturnacht-Besucher sieht er kein Problem: Es könne ja sein, dass der eine oder andere auch sein Angebot wahrnehmen wolle. Für Gerbers ist es ein Vorgriff auf die Zukunft: „Im nächsten Jahr wird man gar nicht mehr drumherum kommen, Alsen mit einzubinden.“ Er habe schon vor drei Jahren gesagt, dass die Theaterchefin die Kulturschaffenden der Stadt nicht aussperren dürfe.
„Warum werden wir ausgeklammert?“, fragte auch Studt. Der Verein freue sich über jeden, der das Gelände bereichere – denn es müsse integriert werden, wenn eine Kulturmeile entstehen solle. „Wir greifen nichts ab“, betonte Studt. Der Haushalt der Stadt werde durch das Theater belastet, kulturbildende Stätten aber würden ausgeschlossen, wie auch der Kulturhof. Dessen Leiter Sören Zanner allerdings hat Verständnis dafür, in der Kulturnacht nur mit Künstlern, aber nicht mit dem Gebäude beteiligt zu sein. Mehr Zusammenarbeit mit dem Theater wünscht er sich jedoch auch.
Die Kulturnacht sei eine Veranstaltung der Stadt, nicht der Direktorin, sagte Studt. Deren Argumentation mit dem Alleinstellungsmerkmal Fußläufigkeit hat für Gerbers („Das kann sie gerne so sehen“) ebenso wenig Gewicht wie für Studt: „Wir sind keine Mäuseschritte-Kulturstadt, wir sind eine Kulturstadt, die vom Engagement lebt.“
An der Empörung der Theaterleiterin ändert das nichts. Die Kulturnacht funktioniere nur weiter, wenn die Innenstadt dahinter stehe und die Organisation dem Team Freude mache. Hobl-Friedrich deutete an, dass Geschehnisse wie dieses das Aus für die Kulturnacht bringen könnten – „leider sind schon Verträge für 2009 unterschrieben.“lars peter ehrich