Haus der Jugend: Klares Ja für Alsen

shz 19.02.2011 von K. Götz

Sport- und Eventpark soll Industriebrache beleben

Die Diskussion verlief friedlicher als befürchtet – und das Ergebnis war deutlicher als erwartet: Mit 25 zu 12 Stimmen (bei zwei Enthaltungen) sprach sich die Ratsversammlung für das Alsengelände als Standort des Haus der Jugend (HdJ) aus. Und nicht nur das: Gleichzeitig soll das Areal ent wickelt werden. Geplant ist ein Sport- und Eventpark (wir berichteten). Die Gesamtkosten werden auf 7,9 Millionen geschätzt. Die Verwaltung rechnet mit Fördermitteln aus Kiel, so dass der städtische Anteil bei 5,3 Millionen liegt. 2,7 Millionen sind für das HdJ schon bereit gestellt, es müssen also 2 Millionen Euro für die Zeit von 2012 bis 2014 aufgebracht werden. „Greifbar und machbar“ nannte Bürgermeister Dr. Andreas Koeppen diese Summe.

Da kommt es rein (v. li.): Sönke Doll (SPD), Ralph Busch (CDU), Peter Dawiec (Grüne), Setus Studt
Da kommt es rein(v. li.): Sönke Doll (SPD), Ralph Busch (CDU), Peter Dawiec (Grüne), Setus Studt (IBF) und Bürgermeister Dr. Andreas Koeppen vor dem künftigen Haus der Jugend. GÖTZ

Er hatte das Thema per Eilantrag auf die Tagesordnung gesetzt – gegen die UWI, für die es sich „nicht um eine dringliche Angelegenheit“ handelte, wie Wolfgang Esskuchen erklärte. Er vermisste verlässliche Zahlen. „Für Investitionen bedarf es sorgfältiger Vorkenntnisse.“

Koeppen appellierte an die Politiker, dem Vorschlag der Verwaltung zu folgen. „Wir können einen entscheidenden Schritt tun, der der Stadt zugute kommt“, betonte er. „Es ist ein wichtiger Schritt für die Entwicklung Itzehoes und ich würde ihn gerne mit Ihnen gemeinsam gehen.“ Die genannten Zahlen seien valide, mit der BIG-Städtebau habe man einen „profunden Kenner“ an der Seite.

Rainer Lutz (SPD) ging das zu schnell. Außerdem sei er irritiert über ständig wechselnde Zahlen. Er plädierte dafür, nur die Standortfrage zu entscheiden. „Die Entscheidung, wie wir Alsen entwickeln, darf nicht als Fußnote dran hängen.“ Man könne nicht „im Schweinsgalopp“ zwei Millionen Euro absegnen, wenn gar nicht genau klar sei, wofür eigentlich. Auch Dieter Kröhn (FDP) hielt diese Verquickung für „unredlich“.

Zur Standort-Frage wurden die bekannten Argumente wiederholt. Das Votum der Jugend, die schon geleisteten Ausgaben und der bereits vorliegende Entwurf wurden als Haupt argumente für die Grunerstraße ins Rennen geschickt. Gegen Alsen führten die Kritiker vor allem Sicherheitsbedenken und mangelnde Infrastruktur an.

„Es lassen sich 1000 Argumente für jeden Standort finden“, sagte Setus Studt (IBF). Es müsse eine Entscheidung getroffen werden statt Alsen zu „verschnacken“. Die Studenten beim Kultursommer hätten sich nie unsicher gefühlt. Es sei unredlich, über die Sicherheit eines Areals zu reden, „das sich dann ganz anders darstellen wird“.

„Es wird schnell eine Erschließung stattfinden“, betonte auch Ralph Busch (CDU). Es müsse auf Alsen etwas passieren. „Es verrottet immer mehr.“ Und jetzt gebe es die Förderung. Der Beschluss könne nur lauten: „Ja für Alsen, Ja für das HdJ – und fangt endlich an!“

Es gebe kein Schwarz und Weiß, betonte Peter Dawiec. Auch die Abstimmung der Jugendlichen sei beinahe unentschieden gewesen. Ein zentraler Vorteil von Alsen sei, dass es Wellenkamp anbinde. „Das ist kein Vorort, sondern Itzehoes einwohnerstärkster Stadtteil.“

Es gehe um gefühlte Sicherheit, deshalb möge „jeder nach seinem Gewissen entscheiden“, sagte Rainer Lutz. So hielt es die SPD, so hielten es auch – entgegen anderer Signale im Ausschuss – die Grünen.

Am meisten wunderte sich darüber Jan Grapp, Präsident des Jugendparlaments. Er fragte, warum im Jugendausschuss so Wenige für Alsen das Wort erhoben haben. „Alle haben sich nur nach der Meinung der Zuhörer gerichtet, die für die Grunerstraße waren.“ Und wenn die Sicherheit keine Rolle spiele – „warum wurde dann so lange darüber diskutiert?“ Das sei „bescheuert“.

Gute Entscheidung

shz 19.02.2011 von Katrin Götz

Es gab sie diesmal nicht, die „einzig richtige Entscheidung“. Es sprachen ebenso gute Gründe für den einen wie für den anderen Standort – das hat die Diskussion in den vergangenen Wochen gezeigt.
Es war am Ende kein Votum gegen die Grunerstraße und auch keines gegen die Jugend, sondern eines für Alsen. Es war die mutigste Entscheidung seit langem. Und es war eine gute Entscheidung. Denn ohne Jugendzentrum würde
auf dem Alsen-Gelände auch in den nächsten Jahren, wohl sogar Jahrzehnten nichts passieren.
Jetzt darf der Mut die Politik nur nicht gleich wieder verlassen. Was folgen muss, ist Klotzen statt Kleckern, Aufbruch statt Abbruch, Miteinander statt Gegeneinander.
Der Angstraum Alsen muss ein freundliches Gesicht bekommen – es wird auf die ganze Stadt ausstrahlen.