Hier Äpfel – und da Birnen

Bürgermeister warnt vor Vergleich der Pläne für das Haus der Jugend auf Alsen und an der Grunerstraße Itzehoe

Kostet das geplante Projekt auf Alsen 10  Millionen? Oder sogar noch mehr? Ist der Standort überhaupt geeignet für das Haus der Jugend? Was bedeutet ein „Treibhaus“ für die Sozialarbeit an den Schulen? Wäre das HdJ an der Grunerstraße besser angesiedelt? Käme es dort viel billiger? Und könnte dort sofort gebaut werden?

Um diese Fragen kreisen die Diskussionen um das „Treibhaus“ auf Alsen. Diverse Zahlen kursieren, Befürworter und Kritiker liefern sich einen Schlagabtausch – für Bürger ist das Bild verworren. „Deshalb wurde im Finanzausschuss auch mehrheitlich beschlossen, Mittel für Öffentlichkeitsarbeit zur Verfügung zu stellen“, sagt Bürgermeister Dr. Andreas Koeppen. Eine Ausstellung ist in Vorbereitung. Aufklärung tue Not, deshalb will er auch noch einmal den Sachverhalt darstellen.

 

„Wir wollen wegen Alsen die sozialräumliche Arbeit an den Schulen nicht einstellen“, räumt er mit einer Befürchtung auf. Dabei setzt er auch Hoffnungen auf Pläne des Landes: „Schulsozialarbeit soll stärker gefördert werden.“ So könne der städtische Etat entlastet werden. „Und dann müssten wir sehen, wie viel zusätzlich noch für das Treibhaus zu finanzieren wäre.“ Die Verwaltung sei auch dabei, nach Kooperationen mit anderen Betreibern zu suchen für das Angebot, das es auf Alsen zusätzlich zum HdJ geben soll. „Es muss ja nicht alles von der Stadt alleine gemacht werden.“

Das Mehrangebot sei ohnehin ein zentraler Punkt bei dem Projekt im Rahmen des Stadtumbaus West, für das der städtische Anteil bei 5,645 Millionen Euro liege: „Es ist im Kern das Haus der Jugend. Aber es ist noch viel mehr.“ Man trage mit generationsübergreifenden Angeboten bereits dem demografischen Wandel Rechnung. Und man beseitige einen städtebaulichen Missstand im doppelten Sinne: Das Alsengelände werde entwickelt und zugleich Wellenkamp angebunden.

Sicherheitsbedenken hält er entgegen: „Warum hat dieser Aspekt bei der Grunerstraße nie eine Rolle gespielt? Das Gelände dort liegt an einer der meist befahrenen Straßen der Stadt, die von den Kindern überquert werden muss.“ Zudem sei gerade das Planschbeckengelände „ein Ort der Kriminalität“. Das sei der größte Mangel am Standort Grunerstraße: „Haus und Freifläche gehören nicht zusammen.“ Direkt am Haus gebe es – anders als auf Alsen – nur eine kleine Freifläche, das eigentliche Außengelände für das HdJ wäre das Planschbecken. Es sei gut möglich, dass dies einen erhöhten Personalbedarf für die Beaufsichtigung nach sich ziehe. „Die Frage ist nie geprüft worden.“

Koeppen warnt generell davor, die beiden Projekte zu vergleichen. „Man kann nicht Äpfel mit Birnen vergleichen.“ Und dass an der Grunerstraße sofort gebaut werden könnte, stimme nicht. „Wir müssten das B-Plan-Verfahren noch zu Ende bringen, es liegt noch keine Baugenehmigung vor“, betont er. Und es sei nur die „große Lösung“ durchgeplant gewesen. Die Politik habe sich aber für eine abgespeckte Version für 2,5 Millionen Euro entschieden. Für die habe es lediglich eine Kostenschätzung gegeben – und die Folgekosten von 400 000 Euro wurden nur für die große Lösung und nur auf den Bau bezogen berechnet. Abgesehen davon könne es längst zu Kostensteigerungen gekommen sein. „Es ist alles Spekulation.“

Die Kritiker aus UWI, DAF, FDP, IBF und Linke sehen das anders. Für sie bedeutet das Alsen-Projekt vor allem zu hohe Ausgaben und Folgekosten und eine steigende Verschuldung der Stadt. Deshalb sammeln sie bereits Unterschriften für ein Bürgerbegehren. Einzelheiten dazu wollen sie Anfang der kommenden Woche bekannt geben. Katrin Götz