shz 17.10.2011
Eigentlich ist es längst beschlossen: Das alte Labor auf Alsen soll wegen seines schlechten Zustands abgerissen werden. Um es doch zu erhalten, machten die Professoren Dr. Bernd Kritzmann und Dr. Dieter Simon jetzt einen erneuten Vorstoß bei der Stadt. Doch der Bauausschuss ließ sich nicht umstimmen.
Das Ensemble mit Magazin, E–Werkstatt, Schlämmbottich und Labor müsse erhalten bleiben, schrieben die Hochschullehrer, die seit Jahren den Architektursommer gestalten. Das 1936 gebaute Zementlabor sei ein „sehr wichtiges Zeugnis der industriellen Architektur“ jener Zeit, ohne das Gebäude verliere der Ort seine Identität. Aus Sicht der Professoren sollte der Verein „planet–alsen“ das Labor übernehmen. Künstler könnten dort nach Umbau wohnen, für ein energetisches Vorzeigeobjekt solle mit hiesigen Firmen zusammengearbeitet werden.
„Charme eines relativ einfachen Gebäudes“: Das alte Labor auf Alsen. LPE
Aus städtebaulicher Sicht sei das Anliegen nachvollziehbar, sagte Bauamtsleiterin Bettina Bühse. Doch das mehrfach diskutierte Gebäude sei wirtschaftlich nicht haltbar. Die Entscheidung für den Abriss stützte sich auf Gutachten. Unklar sei zudem, wie sich die Städtebauförderung entwickele, auch der Umgang mit dem Kulturdenkmal Trafo–Haus nahe der Bahnbrücke sei offen. Bettina Bühse empfahl, beim Abriss zu bleiben, der jetzt aber nicht übereilt beginnen soll. Lasse man das Gebäude stehen, „sind die Kosten völlig unbestimmt“.
Die Mehrheit sah es wie Heinz Köhnke (CDU): Die Stadt dürfe sich nicht noch mehr „aufhalsen“ auf Alsen, „wir sollten bei unserem Konzept bleiben“. Ausschussvorsitzender Rainer Lutz (SPD) bescheinigte dem Labor „den Charme eines relativ einfachen Gebäudes“. Eine bisher sehr vage Nutzung müsse der Stadt nicht einen sicher sechsstelligen Betrag wert sein. „Mit dem Hauptgebäude werden wir noch genug zu tun haben.“
Das IBF sah es anders. Das Labor sei ein Alleinstellungsmerkmal, so Carl–Heinrich Peters. Es könne stehen bleiben, während die anderen Vorhaben angepackt würden. Schließlich werde oft viel zu schnell abgerissen. Dagegen Bettina Bühse: „Auch das Erhalten kostet Geld. Der Schwamm tobt sich in dem Gebäude gerade weiter aus.“ Volker Blaschke (Linke) brachte die Übernahme durch den Verein ins Spiel. Das schaffe „planet–alsen“ nicht, meinten die meisten. Setus Studt vom Vereinsvorstand widerspricht: Zunächst müsse das Labor gegen weitere Feuchtigkeit gesichert werden, „das können wir leisten“ – vor allem, wenn die Stadt die für den Abriss eingeplanten 25 000 Euro dem Verein zur Verfügung stelle. Erst einmal solle das Haus nur „konserviert“ werden: „Es gibt nicht einen Grund, das abzureißen.“ Dies voreilig zu tun, passe auch nicht in den Geist, den der Verein „störauf“ repräsentiere. „Unbedingt“ wolle der Verein das Labor retten, so Studt. Denn neben dem Schlämmbottich sei es „das letzte Zeugnis der Zementproduktion“.