shz, 11.04.2012
Das Konzept für den städtischen Teil des Alsen-Geländes liegt vor. Präsentiert wurde es in einer gemeinsamen Sitzung von Bau-, Jugend- und Sport- sowie Schul- und Kulturausschuss. Jetzt beraten die Fraktionen. Vor der Sommerpause soll eine Richtungsentscheidung fallen.
Es sei versucht worden, die Wünsche der Bevölkerung aus den Beteiligungswerkstätten aufzunehmen, betonte Bürgermeister Dr. Andreas Koeppen. Aus Kiel gebe es ein positives Votum, nachdem bei den Freiflächen nachgearbeitet worden sei. Das Innenministerium muss die Fördermittel aus dem Programm „Stadtumbau West“ bewilligen.
Die Bedeutung des Projekts für die Stadtentwicklung und die Verbindung nach Wellenkamp unterstrich der Kieler Professor Dr. Robin Kähler, der für die Stadt auch die Sportentwicklungsplanung betreibt. Das Machbare müsse umgesetzt werden, beginnend mit Angeboten für die Jugend und junge Erwachsene – denn die brauchten „einen Platz, eine Heimat“. Für Jüngere sei die Fläche zu dezentral. Die Freifläche sei dabei wegen der Finanzen bisher suboptimal gestaltet, wichtige Elemente wie eine Teilüberdachung sollten für später im Blick bleiben. Aber: „Das Haus ist das Entscheidende“, so Kähler.
Zugrunde lag das Raumprogramm für das Haus der Jugend, jetzt nennen es die Planer vom Büro Weiß & Faust „Treibhaus“. Bestandteile: offener Garten mit Kletterturm und Pavillon, Hof mit Werkstatt- und Probenräumen, Atelierbereich mit Ausstellungsräumen und das Kesselhaus mit Veranstaltungsraum. Es bekommt eine Galerie, die sich über das ganze Gebäude ziehen soll mit Aussicht in alle Richtungen, so Planerin Cirsti Barme. Ein Lift ist geplant. Möglichst viel von der Substanz und dem Charakter solle erhalten werden. Das gilt auch für die Freiflächen: Von einer Wiese nahe des Stördeichs reichen sie über einen zentralen Bereich für Sport und Spaß bis zu einer Fläche, die für Veranstaltungen mit bis zu 1000 Besuchern genutzt werden kann. Vorhandene Baumgruppen „wollen wir unbedingt stehen lassen“, sagte Planer Martin Steinbrenner vom Büro Seebauer, Wefers und Partner.
Je weniger Vorgaben und Strukturen es gebe, desto eher werde das Gelände von den Jugendlichen angenommen, sagte Kähler. „Die Vielfalt ist entscheidend.“ Auch Sicherheit spiele eine große Rolle, das Betreiberkonzept ebenso. Jugendliche sollten selbst Verantwortung übernehmen, aber auch die Vereine die Fläche nicht als Konkurrenz, sondern als Chance sehen. „Das muss brodeln, da muss Leben sein“, betonte der Professor. „Öffnen Sie Ihr Herz für die Jugend – und das Stadtsäckel auch.“
Die Kosten werden jetzt auf 8,5 Millionen Euro geschätzt, eine Steigerung um 600 000 Euro, verursacht allein durch die „Treibhaus“-Pläne. Der städtische Eigenanteil für die kommenden Jahre wächst um 400 000 Euro auf 5,7 Millionen Euro. Das Ministerium in Kiel mache das mit, sagte Gundula Schweizer vom Sanierungsträger BIG Städtebau. Aber es gebe Unwägbarkeiten wie Altlasten oder den Baugrund.
Bisher nicht in den Plänen enthalten sind die vom Verein „planet-alsen“ genutzten Gebäude. Gespräche liefen, sagte Koeppen. „Ich hoffe, dass wir da zueinander finden.“ Dieser Bereich sei als zweiter Bauabschnitt vorgesehen. Eine reine Vereinsnutzung mit Künstlerhaus sei nicht förderfähig, so Gundula Schweizer. Auch nicht enthalten: das alte Trafo-Gebäude und sein Umfeld. Noch gebe es dafür keine „sinnhafte Nutzung“, so Bauamtsleiterin Bettina Bühse. Das müsse sich mit der Zeit entwickeln.
Mit genauen Zahlen sollen die Fraktionen jetzt die Grundsatz-Entscheidung beraten. Vor allem UWI und DAF sahen die Zeit dafür noch nicht gekommen: Zu viel sei ungeklärt von den Folgekosten bis zum Radweg, der nicht mehr durch das Gelände geplant ist. Starke Sympathien für die Pläne ließen CDU und SPD erkennen und wollen den straffen Zeitplan für die Umsetzung des Vorhabens einhalten. Denn wie sagte Gundula Schweizer? „Wir wollen Ende 2014 fertig sein.“