Freiraum für Freigeister

Freiraum… (März 2006)
Es sind Bilder vom Verfall. Dennoch strahlen sie eine Wärme und Frische aus. Die Ästhetik in den Fotos des Künstlers Setus Studt richtet einen liebevollen Focus auf den Zahn der Zeit, der an den Bauten und dem Areal der ehemaligen Zementfabrik Alsen nagt. Was für andere auf den ersten Blick wie eine nutzlose Industrieruine aussieht, hat für ihn einen besonderen Wert. Er gehört zu einer Gruppe von Visionären, die den „Planet Alsen“ als ein „einzigartiges Zentrum für die Kulturlandschaft Schleswig Holsteins“ sieht. Der Name „planet-alsen Förderverein für kulturelle Entwicklung auf dem Alsen-Gelände“ macht das Ziel deutlich.

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Nach der Verlagerung der Zementfabrik vor zwanzig Jahren konnte nur ein kleiner Teil des riesigen Areals an den Mann gebracht werden. Wie eine Insel liegt es zwischen Stördeich, Bahndamm und Durchgangsstraße. Durch den teilweisen Abriss entstand ein skurriles Ensemble aus Gebäudefragmenten und Freiflächen mit wildem Bewuchs. Die raue Schönheit der noch intakten Werksgebäude wird durch eine natürliche Patina geprägt.

Genau das ist es, was für Setus Studt den Reiz ausmacht: „Wir wolllen hier Freiräume für kreative Ideen schaffen“. Die Nähe zumZentrum, die Lage an der Stör und die besondere Architektur lassen die Einfälle sprießen: Ein Café in luftiger Höhe mit Blick auf dieStörschleife. Oder eine zweistöckige, offene Bühne für Open-Air- Veranstaltungen. „Mit einer Investitionssumme von 10 000 Euro“,schätzt Setus Studt, „könnte man die alte Schmiede zu einem Veranstaltungsort mit eigenem Charakter umgestalten“, z. B. eine Veranstaltung von Nachbarn für Nachbarn.

Nicht nur Setus Studt hat das Potential der verfallenen Restbestände der Industriebrache erkannt. 2005 fand dort der 1. Itzehoer Architektur- und Kultursommer statt, der 2006 weiter geführt wird.  Das ehemalige Gelände des Zementwerkes Alsen soll zur Kulturfabrik werden – wenn es nach den ideenreichen Vorstellungen des Vereins "planet-alsen Förderverein für die kulturelle Entwicklung auf demAlsen Gelände" geht. Bislang hat der Verein 80 Mitglieder.Der Jahresmitgliedsbeitragbeträgt 100 Euro.

In einem stimmen alle Beteiligten überein: Mit wenig Geld könnte man viel aus demGelände machen. Keine Nobelhäuser, sondern rustikale Werkstätten, Gastronomie, Veranstaltungsräume, Tourismusund stadtnahes Wohnen. Es wäre eine kulturelle Bereicherung und Erhaltung zugleich. „Überall verschwindet stückchenweise Geschichte – und damit auch eine gewisse Lebendigkeit“, bedauert Setus Studt.

Fernab jeglicher kommerzieller Interessen wächst die Idee, das Brüchige, Verrostete als Widerspruch zu begreifen und damit  zu arbeiten. Die Ausdruckskraft von Kulturschaffenden hat bereits etliche öde Fabrikhallen in Kultstätten verwandelt. Setus Studt: „Unser Verein will deutlich machen, dass man mit Engagement etwas bewirken und sein Umfeld positiv verändern kann.“

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