Der ewige Streit um Alsen

Stadt plant einen Grünzug – Streit mit Verein bleibt ungelöst

Rechtsfrieden. Das war das Ziel von Jörn Michaelsen für das Alsen-Gelände. Mit einem Antrag löste der Fraktionsvorsitzende der FDP eine erneute ausgiebige Diskussion in der Ratsversammlung aus. Überzeugen konnte er die Kollegen nicht, so bleibt es dabei: Für ihre fünf Hektar große Fläche auf Alsen plant die Stadt jetzt einen Grünzug. Außen vor sind weiter die Gebäude des Vereins „Planet Alsen“ – auch darüber wurde angeregt debattiert.

Die Liberalen wollten über das Konzept für die Nutzung erst dann entscheiden, wenn es mit dem Verein eine verbindliche Einigung über das Pachtverhältnis gibt. Dieses wird seit geraumer Zeit von einem Juristen geprüft, weil der Vertrag insbesondere von der großen Koalition als zu einseitig angesehen wird. Als zusammenhängendes Gebiet lasse sich das Areal aber nur dann vernünftig planen, wenn Rechtsfrieden herrsche, so Michaelsen. Zudem sollte die Verwaltung nach seinem Willen prüfen, ob dort ein Gewerbegebiet entstehen könnte.

Doch das hatte das Rathaus schon getan. Ergebnis: Das sei nicht zu empfehlen, weil es die Stadt aller Voraussicht nach weiteres Geld kosten würde – wenn sich überhaupt Interessenten fänden. Das Gelände eigne sich nicht für ein Gewerbegebiet, stimmten mehrere Redner zu.

Und bis zum 31. Juli müsse die Stadt gegenüber dem Kieler Innenministerium erklären, was sie mit ihrem Alsen-Teil plane, erinnerte Bürgermeister Andreas Koeppen. Sonst müssten Fördergelder zurückgezahlt werden. Hans Emil Lorenz (UWI) nannte die Summe von gut 1,13 Millionen Euro, die fällig würde. Seine Fraktion enthielt sich mit Blick auf die Vorgeschichte des Ankaufs: „Wir tragen für dieses Gelände keine Verantwortung.“

Beschlossen wurde, für geschätzt eine Million Euro das Areal „mit geringstmöglichem Aufwand“ als öffentlichen Grünzug herzurichten und eine „leistungsfähige Fuß- und Radwegeverbindung“ zwischen Kremper Weg und Delftorbrücke zu schaffen. Die Ruinen entlang der Bahn sollen abgerissen werden. Ob das ehemalige Trafo-Haus an der Bahnbrücke und die Fläche davor für Veranstaltungen nutzbar gemacht werden können, soll untersucht werden. Das lehnte neben der FDP auch das IBF ab: „Es ist nur eine Behelfslösung, um Fördermittel zu sichern“, sagte Fraktionsvorsitzender Günter Wolter. Der Radweg ohne richtigen Anschluss sei nur ein Placebo. Dagegen hielt es die klare Mehrheit mit Heinrich Kracht (CDU): „Wir haben gar keine Alternative.“

Das Magazin und die anderen Gebäude von „Planet Alsen“ könnten jederzeit integriert werden, so steht es in der Vorlage. Wenn die Vertragsfrage geklärt wäre. Karl-Heinz Zander (Bündnis 90/Grüne) startete einen Appell: „Der ‚Planet Alsen‘ soll und muss einbezogen werden, dann wird es erst ein richtiges Pfund. Es ist ein gutes Stück Industriekultur, mit der wir auch wuchern können als Stadt.“ Dafür müssten sich einige Menschen bewegen.

Der Verein warte auf die Stadt, diese wiederum auf den Verein, stellte Wolter fest. Der Bürgermeister betonte: Gern wolle er die „Ertüchtigung“ des Magazins vorschlagen, er warte aber seit geraumer Zeit darauf, dass der Verein sich von seinen Mitgliedern ein Votum besorge.
„Da hat er recht“, sagte Setus Studt vom Vereinsvorstand auf Anfrage. Bisher sei es nicht möglich gewesen, die Mitgliedermeinung einzuholen. Nun hoffe er, dabei während des Architektursommers (siehe Artikel rechts) voranzukommen.

Lars Peter Ehrich