Fallen jetzt die Alsen-Ruinen?

Norddeutsche Rundschau vom 10. Oktober 2013

Die Zukunft des Itzehoer Alsen-Geländes ist völlig offen. Deshalb wurden keine Städtebaufördermittel beantragt. Einigen Ruinen droht der Abriss.

Alsen und der Bereich östlich der Hindenburgstraße – das sind die beiden großen Projekte, die im Rahmen des Programms „Stadtumbau West“ angepackt werden sollten. Während es östlich der Hindenburgstraße stetig voran geht, etwa mit der Umgestaltung der Schützen-, Kasernen- und Moltkestraße, die 2014 schrittweise umgesetzt werden soll, hat sich Alsen erst einmal erledigt. Denn der Bürgerentscheid im August hat die Pläne für die Industriebrache gestoppt. Was das für die Städtebauförderung bedeutet, wurde in einer gemeinsamen Sitzung des Bau- und Finanzausschusses erläutert.

Zum einen werden Zweckentfremdungszinsen für 2013 in Höhe von rund 65 000 Euro fällig, da bewilligte Fördermittel nicht bis zum festgesetzten Termin abgerufen wurden. Zum anderen folgten die Politiker der Empfehlung der Verwaltung: Es sollen für den Programmzeitraum 2014 bis 2018 keine Städtebaufördermittel beantragt werden. Für das Sanierungsgebiet östlich der Hindenburgstraße sei für den genannten Zeitraum kein weiteres Geld erforderlich. Alle anstehenden Maßnahmen seien durch vorhandene Fördermittel gedeckt. Und da noch völlig offen ist, was auf Alsen geschehen soll, kann auch nicht eingeschätzt werden, wie groß der Finanzbedarf dafür ist – zumal den neuen Plänen zunächst auch das Kieler Innenministerium zustimmen müsste.

Die Stadt gebe Alsen nicht automatisch als Stadtumbaugebiet auf, wenn sie auf Fördermittel verzichte, betonte ein Vertreter der BIG Städtebau als Sanierungsträger. Alles sei von den weiteren Plänen für die Fläche abhängig. Doch die gibt es nicht. Ideen könne man natürlich jederzeit schmieden, meinte Bauamtsleiterin Bettina Bühse. „Aber es ist schwierig, etwas zu kreieren, das förderfähig ist.“ Zumal die Kapazitäten des Bauamts auch begrenzt seien, meinte Finanzausschuss-Vorsitzender Dr. Markus Müller. „Es wird ein großer Teil der Energie dahin fließen, dass es mit dem Haus der Jugend an der Grunerstraße vorangeht.“

Zur Vorsicht mahnte Joachim Leve (IBF): „So lange wir nicht wissen, was wir mit dem Gelände machen wollen, sollten wir nicht vorschnell die Bagger rollen lassen.“
Da Zeit, Wind und Wetter an den Gebäuden nagen, seien viele der Alsen-Ruinen auch derart marode, dass ein Abriss in Erwägung gezogen werde, so Bühse. Vorsorglich sei das in den Maßnahmenplan aufgenommen worden. Irgendwann sei einfach der Punkt erreicht, an dem sinnvoller sei, die Gebäude abzureißen und etwas Neues zu bauen, statt sie wieder herzurichten. „Es ist wirtschaftlich nicht mehr vertretbar, Ruinen zu erhalten für Zwecke, die sich noch nicht einmal am Horizont abzeichnen.“ Betroffen seien in erster Linie Schmiede, Schlosserei und Kesselhaus, nicht jedoch das Trafo-Gebäude, der Schornstein und das Haus von „planet alsen“.

Auf die gefährliche Situation in einigen der städtischen Gebäude wies Berndt Doege (UWI) hin. Die Ruinen seien zum Teil zugänglich, Jugendliche träfen sich dort. „Es ist Gefahr im Verzug. Wir hatten schon einmal einen tödlichen Unfall, das müssen wir nicht wieder haben“, betonte Doege. „Es ist ein Missstand, dass Gebäude betretbar sind“, sagte Bühse. Das Problem sei bekannt. Man werde sich so schnell wie möglich darum kümmern, dass die Ruinen wieder gesichert sind.