shz, 23.06.2012
Das 8,2-Millionen–Euro–Projekt ist auf dem Weg: Die fünf Hektar städtischer Fläche auf Alsen sollen mit „Treibhaus“ sowie Sport-, Erholungs- und Veranstaltungsfläche entwickelt werden. Diese Richtungsentscheidung fällten in einer gemeinsamen Sitzung die Ausschüsse für Bauen, Schule und Kultur, Jugend und Sport sowie Finanzen. Dabei waren die Fronten klar: CDU, SPD und Grüne stimmten zu, der Rest war dagegen. Ausnahme: Auch Bauausschuss–Vorsitzender Joachim Leve (DAF) stimmte mit „Ja“, Jürgen Dahlkemper (IBF) enthielt sich.
Die Kritiker bemängelten, dass vom Haus der Jugend in den Plänen nicht mehr viel zu erkennen sei – und am ursprünglichen Standort in der Grunerstraße stünde es längst vor der Vollendung. „Das Raumprogramm wurde original eins zu eins von uns übernommen“, erwiderte Architekt Stefan Weiß vom Berliner Büro „Fabrik No. 40“. Zum Beispiel mit großzügigen Ateliers und Werkstätten sei die Qualität erhöht worden, es gebe ein „viel höheres Potenzial an Nutzungsmöglichkeiten“, auch für Erwachsene. „Inhaltlich ist das ein unglaublich schönes Projekt“, warb der Architekt. Darüber solle man sich freuen, auch wenn die Kosten–Diskussion verständlich sei.
Diese dominierte die Sitzung. 7,9 Millionen Euro waren einmal veranschlagt, jetzt lautet die Schätzung 8,2 Millionen Euro. Ein Teil wird gefördert, auf die Stadt entfallen 5,644 Millionen. Eine Kostenexplosion, meinte Hans Emil Lorenz (UWI), zumal das Gebäude von „planet–alsen“ nicht mehr enthalten sei. Der Verein könne die Forderungen aus der Städtebauförderung nicht einhalten, erklärte Bauamtsleiterin Bettina Bühse. „Die Kosten sind nach unserer Auffassung nicht explodiert, sondern sie sind verlagert worden in das andere Objekt.“ Allerdings wird die Stadt als Eigentümerin laut Pachtvertrag in das Vereinsgebäude investieren müssen. Man bleibe im Gespräch, hieß es.
Bisher sind die Baukosten nur geschätzt, auf fehlende Gutachten und Planungen sowie mögliche Unwägbarkeiten bei der Umsetzung wird immer wieder hingewiesen. Geschätzt wurden auch die jährlichen Folgekosten für Personal und Unterhaltung, die deutlich jenseits von einer Million Euro liegen. Dafür müsse die Stadt ihre Einnahmen zum Beispiel durch eine Erhöhung der Gewerbesteuer steigern, meinte Joachim Scheidler (DAF). Eine Zustimmung sei „unverantwortlich“, sagte sein Fraktionskollege Rainer Lutz. Thomas Wudtke (FPD) erwartete ein Durchschlagen des Fiskalpakts auf den städtischen Etat: „Wir sollten ganz, ganz, ganz kleine Brötchen backen.“
Dagegen die Befürworter: Es gehe um viel mehr als nur das Haus der Jugend, nämlich um Stadtentwicklung, die Anbindung Wellenkamps, eine bessere Visitenkarte und ein besseres Image für die Stadt. „Wir beseitigen einen ganz großen Missstand“, sagte Heinz Köhnke (CDU). Eine Kostenkontrolle ließen CDU, SPD und Grüne in den Beschluss aufnehmen, zudem soll der städtische Anteil nicht über die 5,644 Millionen Euro hinaus gehen. Dieser Deckel werde nicht halten, so die Gegner. Dann werde das Treibhaus „abgespeckt zum Treibhäuschen“, sagte Lutz. Dagegen Köhnke: Wer dereinst das blühende Gelände erlebe, werde froh sein, dass durchgehalten wurde.
Die Entscheidung soll im September in der Ratsversammlung noch bestätigt werden.